Hun Sen schmeichelt dem Prinzen

■ Bei Gesprächen in Jakarta bietet der kamputscheanische Ministerpräsident Prinz Norodom Sihanuk das Amt des Staatsoberhaupts an Einigung über Konferenz in Paris, die über Kontrollmechanismen zur Überwachung des vietnamesischen Truppenabzugs entscheiden soll

Jakarta (dpa/taz/wps) - In einem persönlichen Gespräch mit dem amerikanischen Vizepräsidenten Quayle hatte sich Prinz Sihanouk am Montag noch Rückendeckung für die Verhandlungen mit dem kamputscheanischen Ministerpräsidenten Hun Sen geholt. Der Chef des kamputscheanischen Widerstandes Norodom Sihanuk sei eine einzigartige Figur in der Weltgeschichte, bescheinigte Quayle dem Quecksilberprinzen auf einer Pressekonferenz. Er genieße als Chef einer zukünftigen Koalitionsregierung in Kamputschea die Unterstützung sowohl der USA, der Sowjetunion als auch Chinas.

Doch zu diesem Zeitpunkt hatte der provietnamesischen Regierungschef Hun Sen seinen Trumpf bereits in der Tasche. Ausgespielt hat er ihn erst gestern: Prinz Norodom Sihanuk soll als Staatsoberhaupt nach Phnom Penh zurückkehren, lautet seine Offerte nach der ersten Runde neuer Friedensgespräche in Jakarta.

Vor dem für Mitte Mai angekündigten Gipfel zwischen Michael Gorbatschow und Deng Xiaoping stimmen die aus drei Fraktionen bestehende Exilregierung und das Regime in Phnom Penh harmonisierende Töne an. Schon am Sonntag hatte das Parlament in Phnom Penh beschlossen, die Volksrepublik Kamputschea wieder beim alten Namen „Kamputschea“ zu nennen. Auch mit der neuen Staatsfahne und Nationalhymne griff man auf die Muster vorvietnamesischer Zeiten zurück.

Hun Sen akzeptierte ferner Sihanuks Initiative, daß eine internationale Kamputschea-Konferenz im Sommer in Paris über Kontrollmechanismen zur Überwahung des Abzugs der rund 70.000 vietnamesischen Soldaten aus Kamputschea entscheiden soll. Sihanuk hatte in der Vergangenheit stets darauf bestanden, daß die Vereinten Nationen den von Hanoi für September angekündigten Truppenabzug kontrollieren sollten. Vietnam hatte demgegenüber vorgeschlagen, das Genfer Abkommen aus dem Jahre 1954 wiederzubeleben und Kanada, Polen und Indien zusammen mit Vertretern der UNO und Indonesien den Abzug überwachen zu lassen.

Übereingekommen seien die beiden Politiker zudem, daß die Konfliktparteien nach dem vollständigen Abzug der vietnamesischen Armee nicht mehr aus dem Ausland unterstützt werden sollen, erläuterte Hun Sen. Die kamputscheanischen Widerstandsparteien hatten bisher in erster Linie von China Hilfe erhalten, während Vietnam von der Sowjetunion unterstützt wird. Nach dem Gespräch zwischen US -Vizepräsident Quayle und Sihanuk deutete Sihanuk an von den USA im Laufe des vergangen Jahres für seine und Son Sanns nicht-kommunistische Widerstandsfraktion verdeckte Hilfe erhalten zu haben.

Während der Unterredung ließ Sihanouk den Vizepräsidenten wissen, daß eine Beteiligung der Rotem Khmer an einer Koalitionsregierung nicht zwingend sei, wenn China dazu bewegt werden könnte, die Hilfe für die Roten Khmer einzustellen. Hun Sen hat erneut Sihanuks Forderung zurückgewiesen, das provietnamesische Regime in Phnom Penh aufzulösen, um eine Übergangsregierung unter Beteiligung aller vier Kamputschea-Gruppen Platz zu machen. Stattdessen erklärte er sich bereit, seine Regierung zu öffnen und zu diesem Zweck eine Komission zur Vorbereitung von Wahlen einzuberufen, an denen sich auch die anderen politischen Parteien beteiligen sollen.%%

Sl