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Heben / Regeln / Öffnen

■ Die Freie Universität bewältigt ihre Strukturreform

Zwei Jahre Gerangel um eine „Strukturreform“ hat die FU hinter sich. Über die Köpfe der Betroffenen hinweg und ohne Gesamtkonzept waren Fächer und Fachbereiche verschoben und umgebildet worden. In den Gremien der FU raufte man sich wie im Schulbus beim Kampf um die Fensterplätze, alle Tricks waren erlaubt, Egoismen ersetzten Argumente. Die Öffentlichkeit blieb weitgehend ausgesperrt, und die Einwände der Fächer wurden ignoriert oder mit konservativen Mehrheiten abgebügelt. Eine Strukturreform kam dabei nicht heraus, nur ein vergiftetes Klima und einige politisch motivierte Veränderungen.

Die Quittung folgte prompt: Streik und UNiMUT. Die Konservativen um FU-Präsident Heckelmann hatten die FU auf Grund gesetzt und waren fortan politisch aus dem Rennen. Unter dem Druck des Streiks setzte das Kuratorium unter Senator Turner im Januar Teile der Beschlüsse aus. Seitdem hat sich auf allen Seiten der Wunsch verstärkt, das Ärgernis endgültig zu beseitigen, zumal die Planungsgrundlagen überholt waren. Selbst Heckelmann ermöglichte im Akademischen Senat (AS) einen mutigen, generellen Beschluß: zurücknehmen statt aussetzen.

Indes, die Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Riedmüller-Seel, vermasselte die Zäsur. Am Freitag überrumpelte sie das Kuratorium mit einem eigenen Beschlußentwurf. Unter dem Slogan „Wir heben auf, wir regeln neu und wir eröffnen Chancen...“ setzte sie sich mit einem kleinteiligen Reparaturplan gegen die pauschale AS-Vorlage durch. Umgehend wurde Kritik laut, die Senatorin habe sich mit ihrer Vorlage über die von ihr selbst propagierte Autonomie der Hochschule hinweggesetzt. Im Ergebnis wich das Kuratorium jedoch nur in wenigen Punkten von der AS-Vorlage ab, zumal um Wünschen der Fachbereiche nachzukommen, wie sie zuvor vom AS zurückgewiesen worden waren.

Ganz im Sinne der Koalitionsvereinbarungen: eine verstärkte Autonomie der Hochschule, die verstärkt von den Fachbereichen getragen werden soll. Zugleich beinhaltet der Beschluß auch den Auftrag für eine neue Strukturreform, die diesmal aber von den inhaltlichen Perspektiven der Fächer ausgehen und von allen Gruppen und Ebenen der FU getragen werden soll. Und darin herrscht seltene Einigkeit: Der Beschluß wurde mit 16 gegen zwei Stimmen gefaßt - die Reform selbst bekam im November nur elf gegen sechs Stimmen.

Marc

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