piwik no script img

Baker macht es Moskau schwer

■ Erste Gespräche zwischen Baker und Schewardnadse / Uneinigkeit über Themen und Fahrplan / Sowjets über abwartende Haltung Washingtons bei Abrüstungsfragen ziemlich verstimmt

Moskau (ap/afp/wps/taz) - Das erste Arbeitstreffen der Außenminister der Sowjetunion und der USA, Baker und Schewardnadse, in Moskau steht unter keinem guten Stern. Offenbar bestehen zwischen beiden Parteien Meinungsunterschiede über die Themen wie auch deren Reihenfolge bei den Gesprächen. Während Eduard Schewardnadse kurz vor der Landung James Bakers Journalisten gegenüber äußerte, neben einer Reihe von Regionalkonflikten müsse auch der Raketenstreit innerhalb der Nato erörtert werden, hat Baker dieses Programm im Vorfeld abgelehnt.

Im Mittelpunkt seiner ersten Mission als Außenminister in Moskau solle statt dessen ein Abklopfen des „neuen Denkens“ der UdSSR und nicht etwa Rüstungskontrollfragen stehen. Zuerst wolle man Moskau eine gleichberechtigte Rolle bei der Lösung der Regionalkonflikte im Nahen Osten und in Zentralamerika anbieten, „wenn die Sowjets ernstzunehmende Partner werden wollen, die uns nicht stören“. Baker weiter: „Sie können damit anfangen, indem sie ihre Beziehungen zu Israel normalisieren, die Unterstützung radikaler Regimes wie Gadafi aufgeben und auch ihren Einfluß auf Syrien überdenken.“

Von sowjetischer Seite wurde in den vergangenen Tagen mehrmals ein Ende der „Denkpause“ der Bush-Administration gefordert. Es sei langsam Zeit, nach über sechsmonatiger Pause die Gespräche über Reduzierung der strategischen Waffen in Genf wiederaufzunehmen. Schon seit einem Jahr stagnierten die Gespräche zwischen den USA und der UdSSR, monierte Alexej Obukhov, hoher sowjetischer Waffenunterhändler. Für Moskau stehen nach Angaben ihres ersten stellvertretenden Außenministers Alexander Bessmertnich Abrüstungsfragen an erster Stelle. Und auch auf dem Gebiet der Regionalkonflikte gibt es Unstimmigkeiten. Moskau wollte vor allem die fortgesetzte Militärhilfe Washingtons für die moslemischen Rebellen in Afghanistan ansprechen. Am Nachmittag lenkten die Sowjets ein und akzeptierten die Regionalkonflikte als ersten Punkt.

Zur Abrundung des ersten, laut dpa in „geschäftsmäßigem Geist“ verlaufenen Arbeitstages wird der US-Außenminister die leerstehende und mit sowjetischen Wanzen gespickte neue US-Botschaft besichtigen, um über deren Abriß zu entscheiden. Am Donnerstag wird Baker mit Staatschef Gorbatschow zusammentreffen.

AS

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen