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Jesus aus der Glotze

 ■ V O R L A U F

(Der Satteliten-Jesus, 21.50 Uhr, ZDF) Daß die Glotze zur Kanzel wird, von der das Heil der Welt verkauft wird, das kennen wir aus Amerika, wo die christliche Fernsehindustrie 1986 ein Gesamteinkommen von etwa einer Milliarde Dollar hatte. Allerdings hat das Experiment, über den Bildschirm das Evangelium zu verkünden - sei es als Varietevorstellung oder als bibelversdonnernde Predigt -, in letzter Zeit durch einige Predigeraffären erheblich an Glanz und damit auch an Geld verloren. Einzig Billy Graham, der große TV-Missionar, kann noch schwarze Zahlen schreiben. Vor allem die Affäre um den verheirateten Jim Bakker, der sowohl eine homosexuelle Liason mit einem Angestellten seines Netzwerks gehabt haben soll, als auch eine Liebschaft mit einer Kirchensekretärin, die ihre Geschichte dem 'Playboy‘ verkaufte, ist von der amerikanischen Presse genüßlich aufgegriffen worden. Die Talfahrt der „electronic church“ begann aber nicht erst seit dieser Affäre, schon seit zehn Jahren geht es mit den Televangelisten abwärts. Trotz alledem machen nun auch die religiösen Fundamentalisten in Deutschland via Sattelit gegen den Teufel mobil. Die katholische Gruppe „Lumen 2000“ aus Holland, vom Papst und einer Stiftung wirksam unterstützt, plant zu Jesus‘ 2000. Geburtstag ein besonderes Geschenk: die durch das Fernsehen evangelisierte Welt.

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