: Es geht um pure Demütigung
■ Die Kompromißbereitschaft der Hungerstreikenden ist weit höher als erwartet
KOMMENTAR
Die starre Verweigerungshaltung der CDU-Länder in diesem zehnten Hungerstreik der Gefangenen aus der RAF ist nichts anderes als perfide parteipolitische Profilierungssucht. Angesichts ihrer Wahlverluste an die extreme Rechte kam den christlichen Politikern dieser Hungerstreik offenbar gerade recht, um unbeugsame Härte demonstrieren zu können.
Das Angebot, das der Gefangene Helmut Pohl Justizstaatssekretär Kinkel unterbreitet hatte, übertrifft bei weitem alle Erwartungen an die Kompromißbereitschaft der Hungerstreikenden. Es hat den politisch Verantwortlichen alle Chancen zur Vermeidung einer erneuten Zuspitzung des Konflikts eröffnet. Die Gefangenen rückten nicht nur weit von ihrer Ausgangsforderung ab und akzeptierten die Bildung von kleineren Gruppen, sie erklärten sogar, künftig auf ihr einziges Mittel zur Gegenwehr in der Haft, auf den Hungerstreik, verzichten zu wollen. All diese Chancen wurden willentlich verspielt. Die christlichen Parteien haben eine furchtbare Neuauflage der bleiernen Zeit eingeläutet: Demütigung um jeden Preis. Mehr denn je sind jetzt die SPD -Länder gefordert. Sie können und müssen die Gefangenen aus ihren Ländern sofort zusammenlegen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen