: KiTa Mauerplatz: Gesamtkonzept für den Dauerkonflikt
■ Die Kreuzberger Baustadträtin sucht erneut nach einer Lösung für den Wiederaufbau der KiTa am Mauerplatz / Bausenator Nagel unterstützt den Bezirksamtsbeschluß nach einem Gesamtkonzept für den Block 73 / Die Kinderbauern wollen ihren Acker behalten
Einen Kreuzberger Dauerkonflikt versucht jetzt erneut der rot-grüne Senat in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt zu lösen. Die 1987 gebaute und noch vor ihrer Fertigstellung wieder abgebrannte Kindertagesstätte an der Adalbertstraße soll jetzt im Rahmen eines Gesamtkonzepts für den ganzen Block 73 wiederaufgebaut werden.
Bausenator Nagel versucht Frieden zu stiften im Waldekiez. Auf einer Sitzung mit dem Bezirksamt Kreuzberg am 3. Mai hat er Baustadträtin Eichstädt zugesagt, den Bezirksamtsbeschluß nach einem Gesamtkonzept, das alle bislang widerstreitenden Interessen unter einen Hut bringen soll, zu unterstützen: die Vertreter des Kinderbauernhofs Mauerplatz, die Notwendigkeit einer KiTa in diesem Bezirk, und die Forderungen der Gewerbetreibenden nach einer geeigneten Zufahrt zum Engelbeckenhof. In diesem Rahmen versprach der Senator, werde er sich auch dafür einsetzen, daß die schon geschlossenen Gewerbemietverträge für die Backsteinfabrik rückgängig gemacht und die Räume an den Verein „Kosmos“, die ehemaligen Besetzer, vermietet werden.
Seit im Herbst 1987 die Kindertagesstätte abbrannte, liegt die Planung brach. Der Ankündigung der damaligen Jugendsenatorin Schmalz-Jacobsen (FDP), die die KiTa sofort an der alten Stelle wieder aufbauen lassen wollte, widersetzte sich der Bezirk. Denn obwohl sich inzwischen herausgestellt hatte, daß wahrscheinlich die KiTa nicht, wie zunächst vermutet, in Brand gesteckt worden war, war der Widerstand der Kinderbauern gegen die KiTa auf „ihrem“ Acker nach wie vor groß. Der Bezirk versuchte noch einmal eine politische Lösung. Werner Orlowsky, der damalige Baustadtrat, machte dem Senat den Vorschlag, die Adalberstraße aufzureißen und die KiTa an die Stelle zu bauen. Doch da waren der Senat und die Alliierten vor. Eine Umwidmung der Straße käme nicht in Frage, schließlich führe sie Richtung Osten und müsse im Falle der Wiedervereinigung vorhanden sein.
Vor dem Baubeginn der KiTa im Frühjahr 1987 war wochenlang am Bauzaun Randale. Bis sich der Bezirk schließlich entschloß, räumen zu lassen. Die Bauarbeiten begannen unter Polizeischutz. Über den Konflikt zerstritt sich nicht nur die Szene, sondern auch die AL Kreuzberg. KiTa oder Kinderbauernhof, hieß die unüberbrückbare Alternative. Ein Kompromiß war nicht in Sicht. Die Kinderbauern bestanden darauf, daß ihnen das Gelände unbedingt als Acker erhalten bleiben solle. Nirgends in Kreuzberg gebe es Platz für Kinder zum freien Spielen. Der Bezirk dagegen argumentierte mit den vielen Kindern, die gerade in diesem Kiez auf einen Platz in der Tagesstätte warteten.
Der Kreuzberger Baustadträtin obliegt jetzt unter dem neuen rot-grünen Senat die Aufgabe, eine Lösung zu finden. Grade zwei Wochen im Amt, kann sie allerdings noch keine konkreten Vorschläge auf den Tisch legen. Daß man in der Bauverwaltung bereit ist, sich erneut dafür einzusetzen, daß die Backsteinfabrik an den Verein „Kosmos“ geht, scheint eine Lösung möglich zu machen. Wenn es ein von allen Beteiligten akzeptiertes Gesamtkonzept für den ganzen Block 73 gibt, will man den Konflikt mit der Wirtschaftsverwaltung eingehen. Die nämlich muß die Verträge, die die GSG, die Eigentümerin der Backsteinfabrik, bereits mit verschiedenen Gewerbebetrieben geschlossen hat, wieder rückgänig machen.
Die Kinderbauern indessen wollen, daß alles bleibt, wie es ist. Das Betonfundament der abgebrannten KiTa haben sie inzwischen symbolisch begrünt, um zu demonstrieren, daß sie auf ihren Acker nicht verzichten wollen. Und daß der Zufahrtsweg für LKWs zum Gewerbekomplex Engelbeckenhof, der über ihr Grundstück verläuft, verlegt und verbreitert wird, damit sind sie auch nicht einverstanden. Im Juni diesen Jahres laufen ihre Verträge und die Senatsförderung aus. Die 66.000 Mark pro Jahr, die sie bislang bekommen haben, sind ihnen zuwenig. Sie wollen jetzt mit der neuen Jugendsenatorin Anne Klein über mehr Geld verhandeln.
bf
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