: BEWEGUNGS- PHILOSOPHIE
„Auf einer meiner Reisen nach Indien bin ich einem alten Yoga-Meister begegnet, einem Weisen: ich wollte mich einführen lassen in seine Weisheit und sagte ihm das. 'Das Wort Yoga‘, antwortete er, 'bedeutet Vereinigung, Mittel der völligen Teilhabe am Anderen. Aber der Tanz, Ihre Kunst, ist auch Vereinigung, machen Sie weiter, warum einen neuen Weg suchen, gehen Sie auf den Grund dieser Disziplin und Sie finden Yoga. Seien Sie nicht ganz und gar Tänzer, dann sind Sie auch Yogi!‘
Tanzen heißt vor allem kommunizieren, sich vereinigen, sich treffen, zum Anderen reden aus der Tiefe des eigenen Seins. Tanz ist Vereinigung: von Mensch und Mensch, von Mensch und All, von Mensch und Gott.
Die gesprochene Sprache bleibt im Bereich der Illusion; wir glauben die Worte zu verstehen, doch sie bergen oder enthüllen trügerische Bilder und ziehen uns hinein in das immer neue Labyrinth der Semantik von Babel. Sobald die Menschen längere Zeit miteinander reden, mißverstehen sie einander. Diskutieren heißt streiten. Die Sprache trennt.
Tanzen heißt außerdem, die Sprache der Tiere sprechen, sich mit den Steinen verständigen, den Gesang des Meeres verstehen und den Atem des Windes, mit den Sternen reden, sich dem Thron der Existenz nähern. Es heißt völlig hinauswachsen über unser armseliges Menschsein und ganz teilhaben am tiefen Leben des Alls.
Der Tanz in Afrika war für mich eine Offenbarung; ich fühlte mit freudiger Gewißheit, daß ich hier den wahren Tanz gefunden hatte in seiner reinsten und umfassendsten Ausprägung, die zugleich die menschlichste ist und die nächste an der Realität.“
Maurice Bejart
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen