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Perestroika bei Volksuni

■ Nach zehn Jahren Gleichlauf sind konzeptionelle Neuerungen in Sicht

„Es gibt gewichtige Stimmen, die Uni nicht mehr an Pfingsten geballt ablaufen zu lassen, sondern statt dessen in eine Veranstaltungsserie übers Jahr umzustrukturieren“, sagt Kurt Jakobs, einer der Organisatoren der 10. Volksuni. Die Jubiläumsveranstaltung hat dieses Jahr mit dem thematischen Schwerpunkt „Perestroika und Europa“ vom 12. bis 15. Mai in der Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) stattgefunden. Doch trotz des breiten Vorlesungs- und Diskussionsangebots stagnierten die Teilnehmerzahlen wie in den Jahren zuvor; nur rund 2.000 Interessierte zahlten die Eintrittspreise zwischen 6 und 40 DM.

Mit der breiten Palette von Themen wie Frieden und Dritte Welt, Ökologie und Grundfragen und Geschichte der sozialen Bewegungen sollten, so Jakobs, möglichst viele Teilnehmer erreicht werden, doch ob diese Streutechnik zur Attraktivität der Veranstaltung beitrug, war beim Gang durch die FHW eher zu bezweifeln. Angezogen von gewichtigen Namen wie etwa Ernest Mandel und Jürgen Kuczynski (siehe dazu Bericht im überregionelen Teil), fand sich der Besucher in einem Gemischtwarenladen wieder, der die linke Geschichte der letzten zehn Jahre wiederspiegelte. Die Bücherstände boten alles, was zu normalen Geschäftszeiten längst in den Lagern als Makulatur verweilt: Die blauen Bände und die großen Theoretiker feierten zu Pfingsten, dem Fest des heiligen Geistes, frohe Auferstehung. Geboten wurde für alle was zwischen 25 und dem Rentenalter: die 'Radikal‘, indianische Märchen bis hin zu Flugschriften religiöser Sozialisten.

Jakobs ist sich der Problematik bewußt: „Wir machen bisher eine Art Mischkalkulation. Die Themen und Redner, die uns wichtig sind, werden eingestreut, und wir hoffen, daß die großen Namen die Leute bringen.“ Doch dies soll sich nun dieses Jahr ändern: Mit engerem thematischem Rahmen und aktuelleren Veranstaltungen läßt sich die 11. Volksuni, die vielleicht monatlich stattfindet, noch retten.

Jochen Vorfelder

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