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'68 war anders

■ Bischoff-Pflanz (AL) mit Momper im Elysee-Palast/ Umweltpolitischer Leichtsinn sympathisch

Sie steht auf den Stufen des Elysee-Palastes, und sie ist die erste offizielle Vertreterin Alternativ-Deutschlands im Hause Mitterrands. Heidi Bischoff-Pflanz, die Fraktionsvorsitzende der AL, begleitete gestern Walter Momper bei seiner ersten Aufwartung als Berliner Stadtchef vor dem höchsten Befehlshaber der französischen Alliertenarmee. Die Delegation bleibt bis morgen an der Seine. Zwar wollte der Präsident persönlich gestern nur dem Bürgermeister die Ehre geben, darüber hinaus aber standen auch Bischoff-Pflanz die Palasttüren offen. „1968 war ich berufstätig, und Frankreich war ein bißchen unser Vorbild,“ erinnert sich die Abgeordnete der damals in Eintracht mit der Studentenbewegung streikenden französischen Arbeiter. „Spontan gefeiert“ hätte sie später den großen Wahlsieg Mitterrands im Jahre 1981. Und nun? Heidi Bischoff-Planz findet den Präsidentenpalast „üppig und unglaublich“. „1968 war da irgendwas, was die Generationen bei uns und in Frankreich miteinander verband. Heute müssen wir einen Neubeginn für gemeinsame politische Gespräche finden.“ Und doch ist die AL-Politikerin gerne hier. „Frankreich ist ein liebenswertes Land, vielleicht geht es ein wenig leichtsinnig mit der Umwelt um, aber auch das zieht mich an. Obwohl ich es eigentlich kritisieren müßte.“ Solche versöhnlichen Töne werden die französischen Gesprächspartner, die auf rot-grüne Lehrstunden mit moralischen Unterton gefaßt sind, mit Sicherheit gerne hören. Von „freundlicher Offenheit wie in London und Washington“, von dem „Interesse Mitterrands“ an der Scharnierrolle Berlins zwischen Ost und West und weiteren Belanglosigkeiten war dann auch in der Erklärung Mompers nach seiner Unterredung mit Mitterrand die Rede. Alles in allem ein höflicher Besuch. Bischoff-Pflanz: „Ich laufe mit, aber ich komme wieder, dann mit eigenem Programm.

Georg Blume

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