Messe auf Rassisten-Trip

ApartheidgegnerInnen besetzen Düsseldorfer Messeverwaltung / Weitere Proteste gegen Teilnahme südafrikanischer Firmen an der „Bergbau 89“ geplant  ■  Aus Essen Bettina Markmeyer

Essen (taz) - 20 Leute vom „Düsseldorfer Forum gegen Apartheid“ statteten gestern nachmittag der Düsseldorfer Messegesellschaft „Nowea“ in ihrem Hauptgebäude am Rheinufer einen Besuch ab. Sie kündigten an, nicht eher zu weichen, bis die „Nowea“ die zehn südafrikanischen Firmen, die an der am 20.Mai beginnenden „Bergbau 89“ teilnehmen wollen, wieder ausgeladen habe. „Schicken Sie ein Telex, noch ist Zeit genug!“ Trotz wochenlanger massiver Proteste in der Stadt hält die städtische Messegesellschaft jedoch bis heute an ihren südafrikanischen Geschäftspartnern fest.

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Klaus Bungert (SPD), der zugleich im Aufsichtsrat der „Nowea“ sitzt, hat angekündigt, alle offiziellen Veranstaltungen der „Bergbau 89“ zu boykottieren. Er hatte sich als Schirmherr der Düsseldorfer „Dritte-Welt-Tage“ bereits Mitte April eindeutig gegen die Teilnahme der zehn südafrikanischen Firmen an der weltweit größten Fachmesse für den Bergbau ausgesprochen.

SPD stimmte zu

Am 20.April stimmte die SPD im Stadtrat einem Antrag der Grünen zu, in dem die RatsvertreterInnen im Aufsichtsrat der „Nowea“ aufgefordert werden, eine Beteiligung südafrikanischer Firmen an der „Bergbau 89“ zu verhindern. „Darüber hinaus“, heißt es in dem Beschluß weiter, „sollen jegliche Wirtschaftsbeziehungen zur Republik Südafrika so lange eingestellt werden, wie die dortige Praxis der Rassendiskriminierung und Unterdrückung andauert. Das gilt für alle städtischen und teilstädtischen Gesellschaften.“

Der Ratsbeschluß ist so weitreichend wie wirkungslos, daran halten muß sich die „Nowea“ nicht. Die Geschäftsführung hat zwar, so Pressesprecher Lentz, die Südafrikaner „über die gesellschaftspolitischen Strömungen“ informiert, ihnen aber nicht nahegelegt, auf eine Teilnahme an der Bergbaumesse zu verzichten. Als internationaler Messeplatz müsse man „die politische Neutralität“ wahren. Hier gehe es nicht um die Wertung politischer Systeme, sondern gegen das einzige offen rassistische System, hielt OB Bungert der „Nowea“ entgegen.

Auch in anderen Messestädten verpufften politische Beschlüsse gegen Geschäfte mit Südafrika wirkungslos oder wurden gar nicht erst gefaßt. Dennoch hat sich die Praxis vielerorts geändert.

Nachdem sie über Jahre grüne Anträge gegen südafrikanische Firmen auf Kölner Messen abgeblockt und Proteste ignoriert hatte, setzte sich die Kölner SPD 1987 mit dafür ein, daß die städtisch kontrollierte Messe-GmbH den südafrikanischen Ausstellern inoffiziell nahelegte abzusagen. Ähnlich verfuhr die Messe-AG in Hannover erstmals in diesem Jahr. Nachdem ApartheidgegnerInnen, Grüne und SPD-Prominente alljährlich die südafrikanischen Stände auf der Hannover-Messe besetzt hatten, sprach man den südafrikanischen Ausstellern gegenüber von „Sicherheitsbedenken“. Daraufhin erschienen sie in diesem Jahr nicht.

Stuttgart reagierte

Auch im CDU-regierten Stuttgart ist die städtische Messe Stuttgart, so ein Sprecher, „nicht unfroh darüber, daß südafrikanische Firmen an den Ausstellungen nicht mehr teilnehmen“. Hier hat man ebenfalls nach massivem öffentlichen Druck im letzten Jahr „sicherheitspolitische Gründe“ geltend gemacht.

„Das ist natürlich ein politischer Erfolg nach den jahrelangen Protesten“, meint Rainer Schmidt, der für die Grünen im Aufsichtsrat der Kölner Messe-AG sitzt. „Südafrikanische Waren findet man natürlich dennoch an den Ständen von Firmen aus anderen Ländern. Ein Warenboykott ist damit noch lange nicht durchgesetzt.“