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Frühsommerklang

■ Jazz-Höhepunkte gegen das graue Rauschen des Alltags

In den frühen Sommermonaten blühen die Freunde der Jazz -Musik und lenken einen Blick nach draußen, wo sich im Windschatten der großen Festivals ihre Helden durch den Kontinent bewegen. Kaum merklich setzen diese Musiker Schwingungen in Umlauf, erhellen die Orte der musikalischen Kommunikation und sorgen für die kleinen Höhepunkte, die das graue Rauschen des Alltags gliedern.

So wartet schon der kommende Samstag, der 20.5., mit zwei Konzerten auf, die einen angenehm entspannten Abend versprechen. Im Gerken, der Eckkneipe im Bremer Steintorviertel, in der Jazz-Musik immer wieder zum Nulltarif an das Publikum gebracht wird, ohne daß dieses bemerkenswerte Konzept der Kneipenwirtschaft das Rückgrat bricht, spielt der Bremer Trompeter Klaus Puckhaber mit seiner Band modernen Jazz, unprätentiös und unterhaltsam.

Gleichzeitig wird im Bürgerhaus Weserterrassen als weitere Folge der Reihe „Frauen im Jazz“ das Kölner Quintett „F“ eine Musik zelebrieren, zu deren Beschreibung sie eine Menge Wie-Wörter mit „f“ alliterieren.

Das Wochenende darauf gehört der Hafenstadt an Weser und Meer, wo im Rahmen des großangelegten „Jazzport-Festivals“ Miriam Makeba Menschenmengen in das „Columbus Center des Weser-Forums“ locken wird (27.5.). Einige Tage später werden an selber Stelle die Bands zweier richtungweisender Bassisten ein kleines Gipfeltreffen veranstalten. Sowohl Dave Holland wie auch Charlie Haden repräsentieren die unaufdringliche, eher zurückhaltend einfühlsame Ader der Baßspielkunst. Beide haben sie an den Fortentwicklungen der Jazzmusik ihren Anteil, beide haben sie es nie nötig gehabt, sich durch instrumentaltechnische Sperenzchen zu beweisen, und beide werden sie eine Jazz-Variante spielen, die sich durch ihre Tiefe von den Alltäglichkeiten des Geschäfts abhebt (BHV 2.6.).

In der Landeshauptstadt pflegen derweil die „Lounge Lizards“ ihren Hype-Erfolg, der sich zum mittlerweile größeren Teil auf die brillant gespielte Coolness ihres Vornamens „John Lurie“ stützt. Doch abgesehen von dem abscheulichen Gedränge, das ihr Auftritt im Modernen verursachen wird, sind die „Lounge Lizards“ eine Band, die im Stil der „Sixties Avantgarde“ gepflegt durch den Abend grooven.

Nach all diesen dramatischen und zwingenden Höhepunkten führt am Samstag der Weg über die Stammkneipe in ein erholsames Wochenende. Im Gerken wird man sich wieder treffen, zum Bier, zum Plausch und der Pianist Klaus Möckelmann wird mit seiner Band für die entsprechend entspannte Kulisse sorgen. ste

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