: HOPP, HOPP, HOPP
■ Stephen Petronio Company aus New York in der Akademie der Künste
Die Sache läuft wie geschmiert. Kein Quadratzentimeter Bühne bleibt ungenutzt, und wo noch Platz für einen virtuosen Sprung oder eine wirbelnde Drehung ist, da wird sie auch ausgeführt. Eigentlich müßte jede Tänzerin und jeder Tänzer der Stephen Petronio Company ein eigenes Trainer-, Masseur und Pulsmesserteam in den Seitengängen der Bühne sitzen haben, um in den Sekunden hinter den Kulissen abgerieben, massiert und getränkt zu werden. Aber weil Tanz als Kunst und nicht als Sport gilt, werden die finanziellen Mittel wohl dazu nie reichen.
Anything goes, und es geht noch viel mehr. Zwar beweisen in einer Runde zwei Tänzer durch eine Parodie des klassischen Pas de deux, daß Ballett ein schnörkelig kitschiger Unsinn ist, aber Spaß macht es doch. Solange es nur der Zurschaustellung des eigenen prächtigen Körperbaus und der in Zentimetern Beinhöhe meßbaren artistischen Fähigkeiten dient, sind klassische Posen ebenso willkommen wie die des Bodybuilding. Trivialität wird mit Ironie verschliffen, nichts gilt wirklich; nach jeder Arabeske ein Kick aus der Hüfte, und die Happy-Gang hat dich wieder. Doch so, wie viele Musikstücke, denen ein kompositorisches Ende fehlt, nur ausgeblendet werden können, wiederholen sich auch in Petronios Choreographie Momente, in denen die Tänzer abrupt zum Stillstand kommen und dann, wie aufgezogen, auf ein neues in rasenden Aktionismus verfallen.
„So much energy“, seufzt die Dame hinter mir. Im Zeitalter der Energiebällchen gebiert Fitneß seine eigene Ästhetik: gesund sein, schön sein, high sein. Die Schau wird allen, die schlechten Gewissens ihre Chips- und Hamburger-Pfunde durch die Gegend schleppen, als reinigende Droge empfohlen.
KBM
Stephen Petronio Company nochmal am Samstag, 20. Mai, um 20 Uhr in der Akademie der Künste.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen