piwik no script img

Hupkonzert gegen Wagner

■ Die Autoparlamentarische Opposition marschierte auf der Avus / „Gefährliche Eingriffe“ in den Verkehr

Hupkonzerte in der Innenstadt, Autokonvois und Blockaden auf der Avus: Mehrere tausend BerlinerInnen haben sich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag an Protestaktionen gegen das von Verkehrssenator Horst Wagner (SPD) verfügte Tempolimit auf der Schnellstraße beteiligt. Rund 500 Motorradfahrer und über 1.000 PKW waren am südlichen Ende der einstmals schnellsten Rennstrecke der Welt in Richtung City gestartet. Weitere 100 motorisierte Berliner machten sich anschließend mit Hupgetöse und eingeschalteten Warnblinkanlagen zum Rathaus Schöneberg auf. Die Avus wurde etwa eine Stunde lang von mehreren hundert Autofahrern blockiert. Die Polizei hat mehrere Teilnehmer der Protestfahrt wegen Nötigung, Beleidigung und „gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr“ angezeigt. Ein Berliner, der nach eigenen Angaben sein Bier „aus der Pfandflasche trinkt“, kein „gefährliches Treibgas“ benutzt und beim Zähneputzen den „Wasserhahn abstellt“, will nun gegen den Spielverderber Wagner juristisch ins Rennen gehen. Der ADAC und die CDU gewähren dem gut frisierten Käferfahrer (85 PS) dabei „Schützenhilfe“. Der Verkehrssenat sieht diesem Rechtsstreit allerdings „gelassen entgegen“, wie ein Sprecher erklärte. Einer SFB-Umfrage zufolge sprachen sich am Donnerstag abend über 58 Prozent von 28.294 ZuschauerInnen gegen das Tempolimit aus. Die übrigen 41,7 Prozent votierten für die Begrenzung.

Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion Burkhard Thiemann warf der CDU und dem ADAC „überzogene Reaktionen“ vor. Sie zeigten eine „mangelnde Sensibilität für längst überfällige ökologische Maßnahmen“ sowie eine geringe Betroffenheit über die bisher dort registrierten Unfälle. Neben der 18prozentigen Schadstoffreduzierung nannte der Sozialdemokrat den „wesentlichen Aspekt der Lärmreduzierung in einem der wichtigsten Naherholungsgebiete Berlins“.

ccm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen