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Im Solarmobil auf Reformkurs

■ Die TU finanziert ein halbjähriges Programm für Studienreformmaßnahmen / StudentInnen entwerfen Alternativen zum herkömmlichen Studienbetrieb

Daß an der TU jetzt ein Solarmobil von StudentInnen in interdisziplinären Arbeitsgruppen gebaut wird, ist eine direkte Folge des Streiks. Finanziert wird das Projekt aus einem Sondertopf für Studienreformmaßnahmen. Über 500.000 Mark will die TU im nächsten halben Jahr im Rahmen dieses Programmes für Assistenten- und Tutorenstellen ausgeben. „Das Programm stellt für die Universität eine Möglichkeit dar, auf die berechtigten Forderungen aus dem Streik in bezug auf Studium und Lehre einzugehen“, faßt TU -Vizepräsident Ulrich Steinmüller zusammen. „Im Rahmen des Programms sollen alle Möglichkeiten zur Überprüfung und Fortentwicklung aktueller Studienbedingungen mit Bezug auf Inhalt, Form, Dauer und interdisziplinäre Lehrkonzepte ausgelotet werden“, heißt es in der Antragsbegründung.

Das Programm findet an der TU großen Anklang. Innerhalb weniger Wochen gingen aus 17 Fachbereichen über 30 Anträge ein. Steinmüller ist erfreut über die hohe Akzeptanz des Programmes, bedauert jedoch, daß sich nicht alle Fachbereiche beteiligt haben. Keine Anträge kamen zum Beispiel von den Bergbauern und aus den Fachbereichen Mathematik und Lebensmitteltechnologie. Inhaltlich reicht das Spektrum von einem Projekt, das feministische Ansätze in der Sozialpädagogik ausloten will, bis hin zu einer Analyse der Anforderungen von Umwelt und Gesellschaft an den Bauingenieur von morgen. „Lernen soll wieder Spaß machen“, fordern nicht nur die StudentInnen des Fachbereichs Verkehrswesen. Sie wollen die Ausbildung in den klassischen Ingenieurfächern kritisch unter die Lupe nehmen. Künftig soll etwa in der Konstruktionslehre nicht mehr die detailgenaue Zeichnung der einzelnen Schraube das einzige Interesse der StudentInnen sein, sondern das ganze Studium soll projektorientiert aufgezogen werden.

Hohe Ziele haben sich auch die ArchitektInnen gesetzt. „Da seit Jahren keine sinnvolle inhaltliche und strukturelle Gesamtplanung, sondern nur spezifische semesterweise Fachgebiets- bzw. Institutsplanungen erkennbar waren, besteht ein enormer Veränderungsbedarf“, meint der noch amtierende Streikrat. Im nächsten halben Jahr soll ein Modellversuch Architektur entwickelt werden.

Die während des Streiks entwickelten Initiativen werden durch das Programm zu einem kleinen Teil auf eine materielle Grundlage gestellt. Ob auf dieser Basis eine dauerhafte Studienreform realisiert werden kann, scheint jedoch fraglich. Eine umfassende Reform läßt sich nicht in einem halben Jahr und mit einer halben Million verwirklichen. Nach dieser Frist wird sich die Technische Universität vor die Frage gestellt sehen, was sie mit den begonnenen Projekten zu tun gedenkt. Dann wird sich zeigen müssen, ob die Reformvorhaben der TU mehr als nur eine Beruhigungspille für die streikenden StudentInnen sind.

maer

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