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DWK-Bosse bereiten WAA-Baustopp vor

■ Die WAA-Betreibergesellschaft DWK bereitet den Rückzug vor / „Bearbeitungsprozeß“ sei jedoch noch nicht abgeschlossen / WAAhnsinnsfestival auf dem Baugelände? / RWE und HEW verhandeln über Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente in Sellafield

München/Berlin (taz) - Das endgültige Aus für die „Oberpfälzer Atommüllfabrik“ rückt in greifbare Nähe: In den Chefetagen der Betreibergesellschaft DWK (Deutsche Gesellschaft zur Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen) wird über einen Baustopp im Taxöldener Forst nachgedacht. DWK-Sprecher Klaus-Dieter Feier bestätigte gegenüber der taz ausdrücklich derartige Überlegungen. Dazu muß die DWK ihren Verzicht auf die sofortige Vollziehung der ersten Teilerrichtungsgenehmigung erklären. Vorerst wollen sich die Herren jedoch nicht festlegen, wann eine entsprechende Mitteilung an das bayerische Umweltministerium abgeschickt werden soll. „Der Bearbeitungsprozeß ist noch nicht abgeschlossen“, erklärte Feier. Den in Pressemeldungen genannten Stichtag 31. Mai könne er aus diesem Grund weder bestätigen, „aber auch nicht dementieren“.

Den 31. Mai als Todestag für das Atommonster bezeichnet der Sprecher als „Wunschdenken der bayerischen Staatsregierung“. Das bayerische Umweltministerium hingegen gibt sich ahnunglos. „In unserem Hause ist noch kein derartiges Schreiben der DWK eingegangen, und es gibt auch keine inoffiziellen Hinweise in diese Richtung“, beteuerte der Sprecher des Ministeriums, Günter Graß.

„Für mich kommt das überraschend, daß die DWK selber daran denkt, nachdem sie draußen auf dem Gelände immer noch weiterbaut.“ Der Sprecher der Schwandorfer Anti-WAA -Bürgerinitiative, Klaus Pöhler, mag an soviel Einsicht bei der DWK noch nicht recht glauben. Damit habe die DWK jedoch ein Teilziel „unseres Widerstands erreicht“, stellte er fest. Da die Wiederaufarbeitung aber nicht generell „gestorben“ sei, sondern nur ins Ausland verlagert werde, müsse auch der Widerstand weitergehen. Das Aufgeben der DWK bezeichnete Pöhler als Erfolg des breiten Widerstands und der zahlreichen Gerichtsverfahren gegen die WAA. „Wir haben die Kosten in die Höhe geschraubt, weil die Sicherheitsmaßnahmen strenger werden mußten.“

Billig war freilich auch der Widerstand nicht. Knapp 600.000 Mark kostete die BI die juristische Auseinandersetzung um die WAA und 130.000 Mark der Erörterungstermin zur zweiten atomrechtlichen Teilerrichtungsgenehmigung. Insgesamt verschlang der acht Jahre dauernde Protest rund 13 Millionen.

Falls die DWK demnächst die Bauarbeiten auf dem WAA-Gelände einstellt, gibt es bereits einen ersten Interessenten für die Nutzung. Die Veranstalter des 7. Anti -WAAhnsinnsfestivals wollen ihr Open-air-Konzert am 15. und 16. Juli auf dem inzwischen weiträumig erschlossenen Gelände steigen lassen. „Unser Vorschlag, ein großes Rockfestival dort abzuhalten, würde das Gelände der ersten sinnvollen, wenn auch vorübergehenden Nutzung seit Planungsbeginn zuführen“, so der Sprecher des „Vereins zur kulturellen Eigenständigkeit der Jugend in Europa“, Michael Bladl.

Unterdessen verhandeln das Rheinisch-Westfälische und die Hamburgischen Elektrizitätswerke (RWE und HEW) seit Wochenbeginn auch mit den Betreibern der britischen WAA Sellafield über eine Wiederaufarbeitung bundesdeutscher Brennelemente. RWE und HEW wurden in Sellafield im Auftrag der DWK vorstellig, die nach dem Ausstieg aus Wackersdorf ein neues Betätigungsfeld sucht. Auch bei der deutsch -französischen Kooperation in La Hague will die DWK die Stelle der Veba als Cogema-Partner übernehmen.

Ein RWE-Sprecher erklärte inzwischen, es liege „bereits ein Angebot der Briten vor, das in den Konditionen vergleichbar mit dem der französischen Firma Cogema“ sei. Offenbar geht es den Stromkonzernen jetzt darum, möglichst günstige Konditionen auszuhandeln und die französisch-britische Konkurrenz um deutsche Brennelemente dabei als Hebel zu nutzen. Die Überkapazitäten in den Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague und Sellafield sind ein Resultat der abgebremsten oder aufgegebenen Entwicklung Schneller Brüter in Frankreich und England. Damit ist das Interesse an der unwirtschaftlichen Wiederaufarbeitung eigener Brennelemente in diesen Ländern erheblich gesunken.

In Bonn hat das Umweltministerium erneut den energiepolitischen Sprecher der Unionsfraktion Gerstein zurückgepfiffen, der nach Wackersdorf auch das Endlager in Gorleben zur Disposition stellt.

lui/gero

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