: Populäre Revolution
■ Sölle warb für Nicaragua / Nica-Kaffee in der Bürgerschaft
200 Jahre französische Revolution, 70 Jahre Räterepublik, 50 Jahre zweiter Weltkrieg, 40 Jahre Grundgesetz - wenn sich 1989 die Zelebration der Jahrestage häuft, dann geht es dabei meistens nicht um einen Schritt zurück ans Tageslicht, sondern um das endgültige Verstauen der Geschichte im Archiv. Anders beim 10. Jahrestag der nicaraguanischen Revolution: Die Solidarität mit der sandinistischen Revolution erlebt zur Zeit eine kleine Renaissance. Auch die 120 BesucherInnen einer Veranstaltung mit der Theologin Dorothee Sölle dokumentierten am Mittwoch abend im Dritte -Welt-Haus neuerwachtes Interesse.
„Nicaragua, das ist wie ein Stückchen Brot in einer Welt, in der die Armen immer ärmer gemacht werden“, schilderte Sölle ihr Verständnis der sandinistischen Revolution und las dann ein Gedicht über den „Exportartikel Nummer eins“ des kleinen Landes, das sich seit zehn Jahren erfolgreich gegen die „low -intensity-warfare“ der USA zur Wehr setzt: „Hoffnung“.
Für den Erhalt dieser Hoffnung schließt Pazifistin Dorothee Sölle auch Waffengewalt nicht aus. Das gilt auch für El Salvador: „Wir sollten Befreiungsbewegungen unterstützen, aber es ist nicht unsere Aufgabe darüber zu entscheiden, was sie mit der Unterstützung tun“, antwortete Sölle auf eine Frage nach ihrer Position zur taz-Kampagne „Waffen für El Salvador“.
Die neue Aufmerksamkeit für den Freiheitskampf in Mittelamerika hat jetzt auch Bürgerschaftspräsident Dieter Klink erreicht. Er will ab der nächsten Sitzung des Bremer Parlaments im Juni auch Nicaragua-Kaffee ausschenken lassen. „Wenn es Anklang findet“ sollen die Abgeordneten den „Kaffee mit dem guten Bewußtsein“ auf Dauer zu Trinken bekommen.
Ase
Weitere Nicaragua-Veranstaltungen: „Szenen aus meiner Stadt“, Theatergruppe aus Nicaragua im Theater am Leibnizplatz, 25. Juni, 18 Uhr
Nicaragua-Solidaritätsfest mit Live-Musik zum Tanzen im Modernes, 30. Juni, 20 Uhr
Kongreß der Solidaritätsbewegung vom 16.-18. Juni in Wuppertal
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