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Honecker offenherzig

■ 300 DDRler dürfen zum Kirchentag / Verbesserung der Beziehungen zu West-Berlin „in Reichweite“

Die DDR will über 300 Christen die Reise zum evangelischen Kirchentag in West-Berlin im Juni erlauben. Informierten Kreisen zufolge hat DDR-Staats- und Parteichef Honecker eine entsprechende Bitte des Altbischofs von Berlin-Brandenburg, Albrecht Schönherr, bereits positiv beantwortet. Möglicherweise stehen auch Reiseerleichterungen für Westberliner bevor. „Verbesserungen in den Beziehungen zu West-Berlin sind in Reichweite“, erklärte der SPD -Vorsitzende Vogel gestern nach einem mehrstündigen Gespräch mit Honecker.

Vogel äußerte gegenüber dem DDR-Politiker die Hoffnung, daß „hinter der 300 vielleicht eine Null stehen“ könnte. Dies werde von der DDR jedoch für unrealistisch gehalten. Er habe aber den Eindruck, daß letztlich mehr als 300 Menschen zu dem Kirchentreffen reisen dürften. Bisher hat die DDR nur kleinere Delegationen mit kirchlichen Funktionsträgern zu Kirchentagen geschickt. Normalen Besuchern war die Reise verwehrt. Nun soll zum ersten Mal die Kirche entscheiden, welche Christen in den Westen fahren, und nicht der Staat.

Weiter sagte der SPD-Politiker, vor allem sollten Westberliner einfacher Wochenendausflüge in die DDR machen können und Besuche dort unproblematischer werden. Vogel sprach mit Honecker auch über den Schießbefehl an der Grenze. Man habe ihm gegenüber betont, es werde „in aller Regel“ nur „bei der Abwehr von Angriffen oder bei Widerstand“ geschossen.

ap

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