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Todenhöfers schmutzige Wäsche

Wenn ein Bundestagsabgeordneter eine Reise tut ...  ■ D O K U M E N T A T I O N

An den Vorsitzenden der Pakistan International Airline (PIA), Herrn Luftmarschall M.E. Daudpota, Flughafen -Hauptbüro, Karatschi, Pakistan

Sehr geehrter Herr Daudpota,

am Nachmittag des 14. April 1989 flog ich mit einer Maschine der PIA von Peshawar nach Karachi. Die Maschine traf gegen 18 Uhr in Karachi ein. Ich verließ die Maschine als letzter, vergaß jedoch, einen Anzug, einen Blazer, drei paar Hosen sowie Schlipse aus dem Gepäckfach über meinem Sitz zu nehmen. Insgesamt hat die Kleidung einen Wert von ca. 3.500,- DM.

Ich fuhr sodann in das Sheraton-Hotel Karachi, wo ich das Fehlen meiner Kleider bemerkte. Ich rief sofort beim PIA -Büro in Karachi an. Dies geschah ca. 40 Minuten nach Landung des Flugzeugs. Man versicherte mir, man werde sofort jemanden losschicken, damit die Kleider sichergestellt werden können. Als ich eine halbe Stunde später erneut mit dem PIA-Büro telefonierte, wurde mir gesagt, die Kleider seien nicht mehr zu finden gewesen. Ich weise darauf hin, daß bis zu diesem Zeitpunkt die Maschine, mit der ich geflogen war, nicht von neuen Passagieren betreten wurde.

Ich halte die ganze Angelegenheit für einen schlimmen Vorgang, weil alles darauf hindeutet, daß das Verschwinden meiner Kleider von Mitarbeitern Ihrer Fluggesellschaft zu verantworten ist. So etwas ist mir in den rund zwanzig Jahren, in denen ich regelmäßig und in großem Umfang internationale Flugzeuge benutze, noch nie vorgekommen. Es ist ein Vorgang, der das Vertrauen in die Zuverlässigkeit Ihrer Fluggesellschaft zwangsläufig erschüttern muß. Als stellvertretender Vorsitzender eines der größten deutschen Verlage stelle ich mir die Frage, ob über solche Unzuverlässigkeiten nicht auch öffentlich berichtet werden müßte.

Ich bitte Sie sehr nachhaltig, nochmals eine sorgfältige Prüfung des Verbleibs meiner Kleider zu veranlassen. Eine Verletzung der Sorgfaltspflicht ihrer zuständigen Mitarbeiter scheint mir klar auf der Hand zu liegen. Ich erwarte von Ihnen deshalb einen Verfahrensvorschlag zur Begleichung des mir entstandenen Schadens. Bis dahin behalte ich mir alle rechtlichen und sonstigen Schritte vor.

Mit freundlichen Grüße

gez. Todenhöfe

(Dr. Jürgen Todenhöfer

P.S. Auf die rüde Behandlung im Flughafen Peshawar, die mir durch die dortigen Sicherheitsbeamten trotz Vorlage meines Diplomatenpasses widerfahren ist, möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen. Vielleicht sollten Sie mit diesen Leuten einmal ein Seminar über allgemein gültige internationale Gepflogenheiten durchführen.

Kopie: Herrn Anwar Rasoolkhan, Geschäftsführer der PIA für Deutschland, Am Hauptbahnhof 6, 6000 Frankfurt 1 * * *

P.P.S.: Die deutsche Niederlassung der Pakistan Airlines in Frankfurt bestätigte gegenüber der taz den Eingang einer Kopie des Briefes an Daudpota vom 17.5. 1989. Den PIA-Geschäftsführer Anwar Rasoolkhan ersuchte Todenhöfer, seinen „Einfluß geltend zu machen, damit es möglichst bald zu einer befriedigenden Regelung dieses leidigen Vorfalls kommt“.

Man beachte, daß dem Bundestagsabgeordneten Todenhöfer statistisch läge er damit voll im Trend der deutschen Männerwelt - selbst für Auslandsreisen an Ausstattung mit Unterwäsche offenbar das genügt, was er am Leibe trägt.

Nach den taz-Aufrufen für Geld- und/oder Sachspenden „Waffen für El Salvador“ und „Schulen für Bluefields“ fordern wir: Schlüpfer für Todenhöfer!

d.Red.

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