piwik no script img

Drei Tage Rämmidämmi

■ Erster Rundgang zwischen Buden und Bühnen / Die kleine Sina und Hubert Hunger essen Äpfel um die Wette / Das Stadtfest verspricht wieder voll und fettig zu werden

Die Bierbecher sind säuberlich aufgestapelt und noch nicht zertreten, statt „Susis Schlagersextett“ live Tracy Chapman vom Tonband - die richtige Stadtfeststimmung hatte sich am frühen Freitagnachmittag noch nicht eingestellt. „Rämmi -Dämmi“ gab es nur beim gleichnamigen Mini

Zirkus, wo die kleine Sina und Artist Hubert Hunger unter Anfeuerungsrufen des Publikums um die Wette Äpfel essen.

Beim Rundgang zwischen den Buden und Bühnen des Stadtfestes drängt sich allerdings die Befürchtung auf, daß der Apfelwettstreit schon einer der kulturellen Höhepunkte des Festes gewesen sein könnte. Die Ankündigungstafeln versprechen Attraktionen wie die „Beatles Revival Band“ oder „Showaddywaddy“, auf der Beck's Bühne müssen die bedauernswerten MusikerInnen von „Positiv“ gleich von 20 bis 2 Uhr nachts durchhalten. Musikalische Höhepunkte gibt es, glaubt man dem szenekundigen taz-Fotografen, nur wenige, darunter die DDR-Band „Rockhaus“ am Samstagabend auf dem Domshof.

Wer sich für ohrenbetäubende

Musikvorführungen nicht interessiert, dem bleibt immerhin der hemmungslose Konsum. Da brutzelt es rustikal bis fernöstlich, in zahllosen Pfannen, und für Giros

und Tzaziki braucht dieses Wochenende keine/r bis zum Sielwall zu laufen. Besonders billig ist allerdings nichts, aber das wissen erfahrene Stadtfest-BesucherInnen ja schon aus den Vorjahren. Nüchtern braucht das Stadtfest auch niemand zu verlassen, die Organisatoren haben dafür gesorgt, daß auf dem Weg durch die Innenstadt keine Durststrecken entstehen. Je nach Geldbeutel und Selbstverständnis kann mensch am Champagner nippen oder sich an einer findigen Bude gleich drei Bierbecher (mit Mengenrabatt!) auf einmal bestellen.

Wo welche Gäste erwartet werden, wird beim Aufbau der Buden deutlich: Vor dem Rathaus werden Cocktailmixer ausgepackt, auf dem Domshof bei der Rockbühne Bierfässer gerollt. Neben Fressen, Saufen und Musikhören können die BesucherInnen des Stadtfestes auch noch Krimskrams vom Plüschtier bis zur schwarzweißroten Reichsfahne kaufen.

Wer bei so viel Fettigem und Flüssigem am Wochende eine ruhige Gartenfete bevorzugt, dem entgeht die gute Laune in der Innenstadt. Und nur wenn alle kommen, kann es wieder wie im letzten Jahr voll voll werden...

ms

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen