: „Peace Now“ in Nahalin Siedler schießen wieder
■ FriedensaktivistInnen besuchten palästinensische Dörfer Palästinenser bei „Strafaktionen“ von Siedlern angeschossen
Jerusalem/Nahalin (afp/ap) - Die Toten könne zwar niemand wieder lebendig machen, stellte Dedi Zucker, Redner der israelischen Organisation „Peace Now“ beim israelisch -arabischen Friedenstreffen am Samstag fest, doch sollten Israelis und Araber nicht zornig auf Geschenes zurückblicken, sondern nach vorne.
Rund 3.000 Anhänger der „Frieden-jetzt„-Bewegung waren in drei arabische Dörfer und in ein Flüchtlingslager im besetzten Westjordanland gefahren. Dort trafen sie vor allem mit palästinensischen Familien zusammen, die Angehörige bei Aktionen der israelischen Armee verloren haben. Im Dorf Nahalin bei Bethlehem, wo vor vier Wochen beim Einsatz israelischer Grenzpolizei fünf Menschen getötet und 18 verletzt worden waren, wurden die israelischen FriedensaktivistInnen von 200 PalästinenserInnen begrüßt. Der arabische Dorfvorsteher Chaled erklärte, nur Verhandlungen zwischen Israelis und der PLO könnten die Intifada beenden, mit militärischen Mitteln sei der Aufstand nicht zu brechen.
Israelische Siedler verurteilten diese Friedenstreffen. Die Abgeordnete Geula Cohen verlangte, solche „terroristischen“ Ereignisse zu verbieten. Auch am Wochenende kam es in den besetzten Gebieten wiederholt zu sogenannten „Strafoperationen“, bei denen bewaffnete israelische Siedler in Dörfer der PalästinenserInnen eindrangen, wo sie Häuser und Autos beschädigten und die Bewohner mit Schüssen terrorisierten. Sowohl am Freitag als auch am Samstag griff die israelische Polizei ein, als mehrere hundert Siedler sich nahe der Stadt Hebron zu einer solchen „Strafaktion“ zusammentaten; bei Ramallah verletzten am Freitag die Schüsse israelischer Siedler drei Palästinenser.
Wie ins Feuer gegossenes Öl muß angesichts dieser Vorgänge ein Ereignis vom Sonntag morgen wirken: Ein Siedler wurde verletzt, als er eine mit dem Hakenkreuz beschmierte israelische Flagge von einem Siedler-Mahnmal entfernen wollte. An der Fahne war eine Sprengladung angebracht worden. Der Mann mußte mit Verletzungen am Arm ins Krankenhaus gebracht werden.
Inzwischen hat der israelische Generalstab nach Anweisung der Regierung erklärt, künftig „schärfere Schritte“ gegen die Selbstjustiz der Siedler einzuleiten.
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