Schwarze Flagge für Avus

■ Umweltsenatorin will Avus-Rennen künftig stoppen / Lärmpegel trotz Schutzwand zu hoch / Der ADAC verspricht trotzig im kommenden Jahr wieder ein Rennen

Geht es nach Umweltsenatorin Michaele Schreyer (AL-nah), dann wird das Avus-Rennen am Wochenende das letzte seiner Art gewesen sein - oder das vorletzte. Während am Samstag und Sonntag die Rennwagen über die Piste knatterten, hatten sich Mitarbeiter der Senatsumweltverwaltung mit Lärmmeßgeräten hinter der neuen Lärmschutzwand in der Eichkampsiedlung postiert. Die Ergebnisse „beweisen“ für Schreyer, „daß derartige Rennen nicht in Wohngebiete gehören“.

Im nächsten Jahr, so Sprecher Klaus Kundt, wolle die Senatorin die Raserei nicht mehr genehmigen. Von bereits eingegangenen „rechtlichen Verpflichtungen“ ist es abhängig, ob sich wenigstens zu den im Herbst geplanten Rennen noch einmal die Startflagge heben wird.

ADAC-Chef Wolf Wegener will nun dafür kämpfen, daß den Eichkampbewohner der Rennlärm auch in Zukunft erhalten bleibt. „Auch im Mai 1990 gibt es ein Autorennen auf der Avus“, versprach er in der 'Bild'-Zeitung. „25.000 demonstrierten gegen Rot-Grün“, mit dieser Schlagzeile interpretierte die Springerpostille gestern den großen Zuschauerandrang zu den Rennen. Springers 'BZ‘ hatte anders gezählt, nämlich 9.000 Besucher am Samstag und ihrer 13.000 am Sonntag.

Hinter der Lärmschutzwand, die seit einigen Monaten die Bewohner der Eichkampsiedlung vor dem Avuskrach schützen soll, stiegen die Dezibelzahlen am Wochenende in quälende Höhen.

Statt der im allgemeinen Wohngebiet erlaubten 55 dB/A, ermittelten die Senatsumweltschützer einen Mittelwert aller Rennen, der bei 80 dB/A lag. Vor fünf Jahren, ohne Lärmschutzwand, waren es 88 dB/A. Die Schutzwand sei nicht besonders effektiv, folgerte daraus gestern Schreyer -Sprecher Kundt.

Auch gegen den alltäglichen Avuslärm richte die Lärmschutzwand wenig aus, teilte Kundt weiter mit. Ohne die Wand lag der Mittelpegel bei 70,5 dB/A, mit der Wand sind es nun 65,6 dB/A.

hmt