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Mehr „Good News“ bitte

■ Der Brief der Togal-Werk AG an die Presse

Togal-Werk AG

Pharmazeutische kosmetische und diätetische Erzeugnisse

An alle Verlagsgesellschaften

Abt. Anzeigenleitung

6 Forderungen an die Laien-Presse zur Berichterstattung über Arzneimittel

Sehr geehrte Herren,

Der BPI veröffentlicht jährlich die Ergebnisse der sich wiederholenden Untersuchung über das Image der pharmazeutischen Industrie. Diese Ergebnisse sind mehr als entmutigend! Die Glaubwürdigkeit der „Pharma-Werbung“ liegt laut jüngsten Untersuchungen der G.F.K. Nürnberg am unteren Ende der Rangliste.

Das ist das Resultat der jahrelangen Negativ -Berichterstattung über sogenannte Arzneimittel-Skandale, unqualifizierte Reports über angebliche Wunderheilmittel und dramatisierte Geschichten über den Arzneimittel-Mißbrauch. (...)

Wir - als einer Ihrer Inserenten - sind nicht mehr bereit, dieser Entwicklung weiterhin tatenlos zuzusehen! Wir werden deshalb bei unserer künftigen Medien-Auswahl nicht nur die bekannten Kriterien der „Medien-Analyse“ berücksichtigen, sondern speziell Ihre redaktionelle Berichterstattung über Gesundheitsthemen unter die Lupe nehmen.

Stimmt in dieser Beziehung das Umfeld für unsere Anzeigen nicht mehr, werden wir von einer Insertion in Ihren Verlagsobjekten Abstand nehmen! Ihre Vorleistung für unsere Inserate ist die Glaubwürdigkeit des Umfeldes.

Deshalb unsere 6 Forderungen an Sie:

1. Einsatz von fachlich kompetenten, politisch und therapieneutralen Redakteuren im Themenbereich „Gesundheit“.

2. Ausgewogene, faire und sachliche Berichterstattung sowohl über Natur- als auch über Chemie-Arzneimittel im Gesundheitsteil - siehe Zitat von Frau Dr. Veronika Carstens: „Natur und Chemie bekämpfen sich nicht, sondern ergänzen sich.“

3. Keine ungeprüfte Veröffentlichung von Meldungen ohne Recherchen bei den Betroffenen (momentan Pharma-/Chemie -Industrie). - Negativ-Beispiele: a) Stimmung gegen Kombinations-Arzneimittel; b) Texapon in Zahnputzmitteln; c) zu hohe Arzneimittel-Preise; d) Konservierungsmittel; e) Reye-Syndrom bei Schmerzmitteln vor allem, wenn sie aus politisch gesteuerten Quellen kommen!

4. Intensivierung der Kontakte zum BAH (Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller) bei Recherchen zu den Themen Gesundheit/Arzneimittel. (...)

5. Nicht alle „Bad News“ sind „Good News“. Viele „Good News“ sind für Sie „Best News“ - gerade zum Thema Gesundheit!

Berichten Sie mehr „Positives“, um a) die Verunsicherung Ihrer Leser abzubauen; b) die Selbstmedikation zu fördern (in der BRD 17%, in der Schweiz 33% Anteil!) Einsparungen im Gesundheitswesen; c) (...); d) Arzneimittel-Risiken nicht zu dramatisieren, denn Verkehrsrisiken, Risiken durch falsche Ernährung, Alkohol- und Nikotinmißbrauch liegen weit höher (siehe Risikobewertung nach Prof. Dr. Heilmann, München)!; e) (...)

Zusammenfassung

Schädigen Sie uns durch unfaire und unsachliche Berichterstattung Umsatzrückgang, dann schädigen Sie sich selbst Rückgang des Anzeigenvolumens!

Von diesem Schreiben erhalten Sie zwei Exemplare. Wir bitten Sie, eine Kopie von der Anzeigenleitung unterschrieben an den Vorstand der Togal-Werk AG zurückzuschicken. (...)

Mit freundlichen Grüßen

Togal-Werk AG

Günther J. Schmidt, Manfred W. Schmitz

Wir haben den Inhalt dieses Schreibens zur Kenntnis genommen.

Datum: .....Ort: ...........

Verlag: ....Zeitschrift: ....

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