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Die DWK - seit 14 Jahren ein Erfolgsunternehmen

Was macht eine „Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen“ ohne „Wiederaufarbeitung“? Nach der Aufsichtsratssitzung, die das als „Baustopp“ verbrämte Ende von Wackersdorf beschlossen hatte, war bei der DWK in Hannover von all dem nicht die Rede.

Einen Verlust von 2,6 Milliarden für das gescheiterte WAA -Projekt hat die DWK nun zu verbuchen. Nur knapp 15 Prozent davon sind wirklich in Wackersdorf bisher verbaut worden. Der größte Anteil der Verluste entfällt auf Entwicklungs und Planungskosten und damit auch direkt auf die DWK.

Doch am Tag nach der Aufsichtsratsentscheidung war die Stimmung auf der Betriebsversammlung am Hauptsitz der Gesellschaft in Hannover „gar nicht so schlecht“. Immerhin sei von Massenentlassung oder einem Sozialplan überhaupt nicht die Rede gewesen, sagte der DWK-Sprecher anschließend. Nur etwas mehr Flexibilität würde jetzt von den rund 1.000 DWK-Mitarbeitern verlangt, denn es werde jetzt natürlich zu Umsetzungen kommen.

Seit knapp 14 Jahren existiert die DWK, und doch hat sie es bisher nur zu zwei Entsorgungsanlagen in der ganzen Bundesrepublik gebracht. Da ist einmal die Wiederaufarbeitungsanlage in Karlsruhe, die DWK allerdings auch nicht selbst errichtet hat, sondern fertig vom dor tigen Kernforschungszentrum übernommen hat - sie wird 1991 stillgelegt - und dann noch das Zwischenlager in Gorleben.

Nur eine einzige bundesdeutsche „Entsorgungsanlage“ hat die DWK in den vergangenen 14 Jahren selbst geplant, gebaut und auch in Betrieb genommen: das Gorlebener Faßlager. Dort mußte man nach der Fertigstellung Wände wieder heraushauen, um ein größeres Tor einzusetzen, und gleich nach der Inbetriebnahme brach der Fußboden auf. Seit viereinhalb Jahren in Betrieb, stehen dort ganze 1.300 Fässer, und die noch illegal, bis zur Umkonditionierung sind sie vom Staatsanwalt beschlagnahmt.

Die Chancen der DWK, das ebenfalls fertige Gorlebener Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente demnächst in Betrieb nehmen zu können, sind durch die Wackersdorfentscheidung gegen Null gesunken: Der Sofortvollzug der Einlagerungsgenehmigung, über den demnächst das Verwaltungsgericht Lüneburg wiederum zu entscheiden hat, wurde zuletzt mit dem „nationalen Entsorgungskonzept“ begründet. Es sei notwendig, in Gorleben Brennelemente für die spätere Wiederaufarbeitung in Wackersdorf zwischenzulagern, da eine weitere Wiederaufarbeitung im Ausland „erhebliche wirtschaftliche Interessen“ der Energieversorgungsunternehmen berühre.

Mt dem Rückzug aus Wackersdorf kehrt die DWK auch gänzlich nach Niedersachsen zurück, wo nicht nur die beiden geplanten bundesdeutschen Endlager liegen, sondern auch die bei Gorleben geplante Konditionierungsanlage für das geänderte Entsorgungskonzept erheblich an Bedeutung gewinnen wird. Ministerpräsident Ernst Albrecht allerdings will sich die Rückkehr Niedersachsens in die Position des „Entsorgungsbundeslandes“ kräftig bezahlen lassen. Über Entschädigungen „zumindest in gleicher Höhe“, wie sie Bayern nach dem WAA-Ausstieg erhält, verhandelte der Minister gestern in Braunschweig mit Bundesumweltminister Klaus Töpfer.

Jürgen Voges

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