Deutsche Bank verkauft Klöckner an VIAG

■ Für etwa 700 Millionen Mark verdoppelt sich der Umsatz des Firmenkonglomerats

Duisburg (dpa) - Der VIAG-Konzern übernimmt voraussichtlich zum Jahresende das Handelshaus Klöckner + Co., das im Herbst 1988 durch hohe Verluste im Rohölgeschäft an den Rand des Zusammenbruchs geraten und in einer Blitzaktion durch die Deutsche Bank saniert und übernommen worden war. Dies bestätigten Ulrich Cartellieri, der Aufsichtsratsvorsitzende von Klöckner + Co. und Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, Werner Lamby, der VIAG-Vorstandsvorsitzende, und der Vorstandschef des Handelshauses, Jörg A. Henle.

Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Wie es hieß, sind noch nicht alle Einzelheiten der Transaktion ausgehandelt. Fachleute schätzen aber, daß die VIAG rund 700 Millionen Mark aufwenden muß. Die Deutsche Bank hatte zur Rettung von Klöckner + Co. im November des vergangenen Jahres 400 Millionen Mark eingeschossen, von denen 250 Millionen das neue Grundkapital des Handelshauses bilden. Sie hatte dabei bereits betont, daß sie nicht auf Dauer Eigentümer bleiben wolle. Das Bundeskartellamt wurde - so ein Sprecher des Amtes - bereits vorab informiert.

Der mit „Restrisiken“ behaftete internationale Rohöl- und Produktenhandel von Klöckner + Co. wird nicht mit übernommen, sondern bleibt - so Cartellieri - bei der Deutschen Bank zur Abwicklung in eigener Verantwortung. Auch die etwa 40prozentige Beteiligung an der Klöckner-Humboldt -Deutz AG (KHD, Köln), an der die VIAG nicht interessiert sei, bleibe „einstweilen“ bei der Bank. KHD solle Zeit gelassen werden für seine „schwierige Restrukturierungsphase“, in der bereits gute Fortschritte erzielt worden sein. Die direkte, knapp 15prozentige Beteiligung an den Klöckner-Werken in Duisburg sollen mit an die VIAG übergehen. Die Klöckner-Werke setzen über das Handelshaus den größten Teil ihrer Stahlproduktion ab.

Lamby erklärte, für den in der Produktion tätigen VIAG -Konzern könne das Handelshaus mit seinem großen Vertriebsnetz als neuer Geschäftsbereich eine „ideale“ Ergänzung darstellen. Für die Deutsche Bank war laut Cartellieri „nicht der höchstmögliche Preis, sondern die beste Lösung“ ausschlaggebend. Wegen der Weiterveräußerung habe man mit mehreren Interessenten (die er nicht nannte) „viele Gespräche“ geführt. Der Gang über die Börse sei vermieden worden, da dies zu unkontrollierbaren Veränderungen der Eigentumsstruktur hätte führen können.

Den Inhabern der Klöckner-Genußscheine, deren insgesamt 135 Millionen Mark Kapital voll in die Sanierung des Handelshauses geflossen ist, versicherte Cartellieri erneut, daß sie „schon sehr bald“ mit einer Entschädigung rechnen könnten. Erleichtert wird dies offenbar dadurch, daß der Verlust aus dem Ölgeschäft um rund 100 Millionen Mark geringer sein wird als ursprünglich befürchtet.