piwik no script img

"Abschied von der Geisha"

Lange Zeit galt die japanische Frau als Vorbild gehorsamer Weiblichkeit, den männlichen Wünschen gefügig, die ganze Existenz dem Dienen gewidmet. Mit der Modernisierung des Landes und der Übernahme westlich geprägter Vorstellungen gerät das traditionelle Rollenverständnis der japanischen Frauen mehr und mehr ins Wanken.

Robert Hetkämpers Film zeigt am Beispiel von vier Frauen die Identitätskrise, in die Japans Frauen geraten sind, aber auch, daß es „die japanische Frau“ nicht mehr gibt: Die Geisha in der Traditionsstadt Kyoto, die sich trotz ihres dienenden Berufes - von dem sich westliche Männer übrigens recht falsche Vorstellungen machen - als selbständige und selbstbewußte Frau sieht. Die Hausfrau und Mutter im kalten Hokkaido, die es als absolute Selbstverständlichkeit ansieht, ihrem Mann morgens die Kleider zuzureichen, die aber auch begriffen hat, daß der bloße Hausfrauenberuf für ihre beiden Töchter keine Zukunft mehr hat. Das junge Mädchen, das tagsüber als „Führerin“ in einem Tokioter Kaufhaus die perfekte Verbeugung vor dem Kunden übt, sich abends in das Nachtleben stürzt und von dem „Prinzen“ träumt, der sie in die Ehe trägt. Die Fernsehjournalistin mit glänzender Karriere, die sich selbstbewußt, aber auch rücksichtslos gegen sich selbst in einem für Japan traditionellen Männerberuf nach oben gekämpft hat. (Die andere Hälfte - Frauen dieser Welt: Abschied von der Geisha, 21.20 Uhr, ARD)

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen