: Verfilzte Ethik
■ Tennis in Paris ist ein gutes Geschäft
Roland Garros macht Kasse. Die Internationalen Tennismeisterschaften von Frankreich im Pariser Stadion, das den Namen eines Flugpioniers trägt, sind nicht nur ein französisches Medienereignis Nummer eins, sondern auch ein einträgliches Geschäft. Mit einem Nettogewinn von 35 Prozent des Umsatzes stellt das Turnier ausgezeichnete finanzielle Fitness unter Beweis - eine Gesundheit, die erlaubte, daß sich die Spielerprämien in 13 Jahren um fast das 17fache erhöhten. In diesem Jahr nehmen die Athleten fast neun Millionen Mark aus Paris mit nach Hause.
In den zwei Wochen des „Open de France“, in denen 256 Tennisspieler um Sieg und Platz kämpfen, nehmen die Veranstalter 48 Miliionen Mark ein, neun Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Haupteinkunftsquelle ist nach wie vor der Kartenverkauf - 320.000 bis 350.000 Eintrittskarten zu Preisen zwischen zehn bis 75 Mark erbringen insgesamt rund 16 Millionen Mark.
„Wir wollen, daß die Zuschauer die wichtigste Quelle zur Finanzierung des Turniers bleiben“, sagt der Marketing-Chef Gilles Bertoni. „Das ist eine Frage der Ethik“.
An zweiter Stelle unter den Einnahmen rangiert die Vermietung von Werbeflächen und Standplätzen (15 Millionen Mark). Die Preise sind gesalzen: Ein Satz Reklameschilder kostet 160.000 Mark minimum, ein Zelt für die gesamten 14 Tage ist nicht unter 300.000 Mark zu haben. Wer soviel nicht anlegen will, kann ein Zelt tageweise mieten oder für 18.000 Mark einen Stand für die gesamten zwei Wochen. Für die Kunden lohnt sich der Einsatz in jedem Fall. „Der Imagegewinn an Dynamik und Wettbewerbsfähigkeit ist höher als alles, was man woanders finden kann“, weiß Gerard Suc, Werbemanager der staatlichen Großbank BNP, die seit 16 Jahren in Roland Garros dabei ist.
Durch die Fernsehübertragungen - die beiden staatlichen Sender Antenne 2 und FR 3 liefern insgesamt 170 Stunden aus dem Stadion - dürften 14 Millionen Mark in die Kassen der Veranstalter fließen; 3,6 Millionen kommen durch Verkauf von Speisen und Getränken, Programmen und diverse Souvenirs mit dem Roland-Garros-Emblem herein. Alles zusammen macht das 48 Millionen Mark.
Dem stehen Ausgaben von 32 Millionen Mark gegenüber. Der gewichtigste Kostenfaktor sind die Spielerprämien, dieses Jahr 4,545 Millionen Dollar, fast siebzehnmal soviel wie 1977. Durch den Dollarhochflug könnte sich die Rechnung für die Veranstalter diesmal gegenüber ihrem Voranschlag um eine Million Francs erhöhen. Die Organisationskosten, einschließlich der Gehälter für die 1.500 Personen, die in den zwei Wochen im Stadion beschäftigt sind, der Unterbringung und des Drucks der Programmhefte, belaufen sich auf rund 14 Millionen 3,9 Millionen Mark kassiert der Staat als Steuer.
Bilanz: 15,8 Millionen Mark Reingewinn - fünf Millionen für das Stadion Roland Garros, der Rest für die 31 regionalen Tennisverbände in Frankreich.
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