: Zweikampfsieger Kiesl bleibt CSU-Vorsitzender
■ Erich Kiesl nach harten Auseinandersetzungen als Münchener CSU-Vorsitzender bestätigt / Gauweiler wieder im Kommen
München (dpa) - Erich Kiesl (59) bleibt Chef der Münchner CSU - zumindest noch für zwei Jahre, bis ihn der wiederauferstandene „Hoffnungsträger der CSU“, Peter Gauweiler (39), wohl ablösen wird. In einer Kampfabstimmung setzte sich der ehemalige Oberbürgermeister auf dem Bezirksparteitag klar gegen den stellvertretenden Vorsitzenden der CSU-Fraktion im Landtag, Paul Wilhelm, durch. Erstmals seit seinem Amtsantritt vor 20 Jahren mußte sich Kiesl einem Zweikampf um den Vorsitz stellen.
Der Parteitag, der nach harten internen Grabenkämpfen Versöhnung stiften sollte, endete am Freitag abend mit schweren Blessuren. Herausforderer Paul Wilhelm (53), der nach zwei Jahrzehnten Kiesl-Herrschaft den „demokratischen Zweikampf“ gewagt hatte, wurde dafür von der Delegiertenmehrheit mit einer „Strafaktion“ abgetan. Am Ende verlor er nicht nur die Abstimmung gegen Kiesl, sondern auch noch sein bisheriges Schriftführeramt. Seine Gegenkandidatur -Parole „Der Münchner CSU-Vorsitz ist kein Erbhof“ bewahrheitete sich nicht, Kiesl erhielt 58,9 Prozent. In sichtlich stolzer Siegerpose verfolgte der ehemalige Münchner Oberbürgermeister (1978 - 1984) vom Podium aus das Messerstechen gegen seinen besiegten Rivalen, der dem Fintenreichtum seiner Gegner offenbar nicht gewachsen war.
Regierungssprecher Hans („Johnny“) Klein, der sich früh auf Kiesl festlegte, weil er in seinem schwierigen Wahlkampf um den Münchner OB-Sessel 1990 Unruhe fürchtet, appellierte an die Delegierten, sie sollten so miteinander umgehen, daß die Anrede „lieber Parteifreund nachher nicht als Schimpfwort verstanden wird“. „Alles Lippenbekenntnisse“, sagte Wilhelm nach seiner Niederlage bitter.
Fester im Sattel denn je und damit im Steigbügel für eine eigene Oberbürgermeister-Kandidatur in den neunziger Jahren sitzt nun Peter Gauweiler. Die Gratulanten standen bei ihm länger Schlange als bei allen anderen Siegern. Gauweiler, der das beste Ergebnis unter den drei Stellvertretern Kiesls erzielte, muß damit als „rehabilitiert“ gelten. Noch vor zwei Jahren hatte er - nach Kritik an seiner Aids-Politik nur knapp den Sprung auf den vorletzten Beisitzerposten geschafft. Doch nun, wo der Einzug der „Republikaner“ ins Münchener Rathaus droht, kann die CSU einen Hardliner a la Gauweiler gut gebrauchen.
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