: Grenzen der Freiheit
■ Rushdie-Schutz wird Verlag und Regierung zu teuer
Der Londoner Verlag Viking-Penguin greift für die Bewachung seiner leitenden Angestellten und Gebäude tief in die Tasche, seit der Ayatollah Khomeini den Viking-Autor Salman Rushdie Mitte Februar zum Tode verurteilt hat. Eine Londoner Abendzeitung rechnete jetzt aus, daß der Verlag bisher umgerechnet etwa fünf Millionen Mark für Sicherheitsmaßnahmen bezahlt hat, weil auch Personen, die an der Verbreitung des Romans „The Satanic Verses“ beteiligt waren, ein ähnliches Schicksal angedroht worden ist wie Rushdie.
Der Verlag weigert sich, Angaben über die weltweite Auflage des Buches und die Verkaufsbilanzen zu machen. Vermutlich hat Viking trotz des internationalen Verkaufserfolges der „Satanischen Verse“ seit ihrem Erscheinen im Herbst 1988 nur (!) rund 1,5 Millionen Mark Gewinn an dem Buch gemacht. Britische Journalisten vermuten, daß die ständig steigenden Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen einer der Hauptgründe dafür sind, daß im Verlag erwogen wird, den Forderungen von moslemischen Fundamentalisten nachzugeben und den Roman vom Markt zu nehmen.
Rushdie selbst beteiligt sich nicht an den Kosten für die verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen in den 17 Viking -Niederlassungen auf der Welt. Er bekommt seine Tantiemen in voller Höhe regelmäßig an eine Geheimadresse geschickt. Seit der Verhängung des Todesurteils wird er rund um die Uhr von sechs Polizeibeamten bewacht. Den britischen Steuerzahler kostete seine Bewachung bisher rund 400 000 Mark. Da selbst die britische Premierministerin Margaret Thatcher lediglich von drei Sicherheitsbeamten bewacht wird, hat ein Mitglied des Oberhauses inzwischen gefordert, die Sicherheitsmaßnahmen für Rushdie einzuschränken und ihm zumindestens nicht mehr Schutz zu gewähren als der akut nicht bedrohten Regierungschefin.
(dpa/taz)
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