Unbekannte Lustobjekte?

■ Fotoausstellung ohne Fotos, aber mit Schatten

Die Fotografie - ist sie illustrierend, dokumentierend, appetitanregend, oder besteht sie als entäußertes Herzblut eines Künstlers auf autonomer Existenz? Gar keine Frage ist das bei den Fotogrammen des Prof. Floris M.Neusüss aus Kassel, die das Fotoforum Bremen derzeit ausstellt. Neusüss nennt seine Foto-Zumutungen ULO's (Unbekannte Lustobjekte? Unrat lag obenauf? Unerträgliche Last des Ontologischen?), mit dem landläufigen 'Foto‘ haben sie lediglich eine gewisse chemische Verwandtschaft. Fotogramme verweisen auf die Kindertage der Fotografie, als Talbot Gegenstände auf lichtempfindliches Papier legte, belichtete und so Negativabbildungen erhielt. In den Zwanzigern innerhalb der Bauhaus-Szene hoffte man, im Schatten der Fotogramme jenseits der schnöden Abbildung Dimensionen des

'Wahren‘ und 'Wirklichen‘ zu entdecken. Neusüss entwickelte die Fotogramm-Kunst, indem er die Belichtungszeiten extrem verlängerte, so daß seine damaligen Ganzkörperaufnahmen kleine Bewegungen in diffusen Umrissen 'dokumentierten‘. Er trieb es so weit, ein Essen bei zartem Licht 3/4 Stunden lang zu belichten.

Die ULO's dagegen sind das Ergebnis ausgeklügelter Lichtregie, kaum reidentifizierbare Objekte, aus verschiedenen Richtungen belichtet, dann verschoben, ausgetauscht. Es entstehen eigenartig kristalline Bilder, die von den feinsten Grauabstufungen leben und oft räumliche Wirkungen erzielen. Radikal subjektiv und provokant trumpfen die ULO's auf als Gegendokumente gegen die von der gängigen Fotografie konstruierte Pseudo-Wirklichkeit. Fedelhören 31, bis 3.8. bu