Sauerbier im Übersee

■ Moskauer Zarengold sorgt für Bremer Bürgermeisters-Zittern: Flop pder Hit - taz weiß die Anwort

Saure-Gurken-Zeit am Montag mittag in der Sonderausstellung des Übersee-Museums. Ganze siebenundzwanzig BesucherInnen ergingen sich im ersten Stock des Hauses, um den achtzig Gold - Exponaten aus der Sowjetunon ihre Reverenz zu erweisen. Das Betreuungs-Verhältnis von BesucherIn zu Vitrine pendelte sich damit bei circa 1:1 ein.

Publikumsmagnet oder Flop im Übersee-Museum - die einschlägigen Kreise sind fünf Tage nach Eröffnung der spektakulären „Gold-Schau“ noch zu keiner

endgültigen Beschlußfassung gekommen. „Überwältigende Resonanz“ verkündet die Pressestelle des Museums. Trotz des überaus schlechten Wetters (aus der Perspektive des Museumswärters) hätte „das Publikum die Bedeutung der Ausstellung erkannt : 10.000 Besucher haben Das Gold im Kreml bereits in den ersten dreieinhalb Tagen bewundert.“ Würde der Tagesschnitt bis zum Finale am 13.August gehalten werden können, dann wäre das intern gesteckte Klassenziel erreicht. „Eine Eins vor einer

sechsstelligen Zahl“, davon träumt die Übersee-Crew vorläufig.

Eine Euphorie hat sich im Museum breit gemacht, die außen kaum geteilt wird. „Ein Auto aus München“ hat die Bremen -Hostess am Wochenende vor dem Übersee-Museum schon ausgemacht, ansonsten sei noch wenig auswärtiges Interesse an den funkelnden Leihgaben festzustellen, die Bremen acht Wochen lang an die Spitze der bundesdeutschen Kulturcharts katapultieren sollte. Auch die Touristik-Beraterinnen

vom Verkehrsbüro konnten nicht mit überwältigenden Nachfragen und Eindrücken aufwarten. „Wie Sauerbier“ würden sie die Ausstellung bei jeder sich bietenden Gelegenheit anpreisen, doch galt ihr ganzes Mitgefühl eher dem kränkelnden Museums-Leiter als möglichen Besuchereinbrüchen.

Auf die schlechte überregionale Werbung führt der „Fachverband des bremischen Gaststätten-und Beherbergungsgewerbes“ zurück, daß sich die in der Bundesrepublik einmalige Sonderschau bislang auf die Hotelbuchungen kaum ausgewirkt habe. Manche Hotels, so war zu erfahren, seien zur „Einzelacquisition“ übergegangen, hätten Busunternehmer und Gästen von den Schätzen des Kreml berichtet und zu einem Ausflug nach Bremen bewogen. Wer sich allerdings auf den Sog der Bremen-Werbung verlassen habe, sei bis dato verlassen.

Daß die millionenschwere Ausstellung, die nach Bürgermeister Wedemeiers Quasi-Bürgschaft nun auch eine ganz private Zitterpartie geworden ist, zu einem senatorischen Alptraum wird, scheint nach taz-eigenen Recherchen wohl ausgeschlossen. Zur Beruhigung des Bürgermeisters sei verraten: taz-Redakteurs-Mutter Bärbel H. will eigens aus dem münsterländischen Emsdetten an die Weser reisen, um Glanz und Glorie vergangener Zaren-Zeiten zu bewundern - ihr Beitrag zur Besserung der Besucherbilanz!

anh