: Auch Lumpi darf jetzt nach „drieben“
■ Kleinere Reiseerleichterungen für Westberliner als Ergebnis des Momper-Besuches in Ost-Berlin / Vorerst aber kein Besuch in Schöneiche
Mit einigen touristischen Reiseerleichterungen und der Aussicht auf regelmäßige Gespräche zwischen West- und Ost -Berlin kehrte gestern der Regierende Momper von seinem Treffen mit DDR-Staatschef Honecker zurück. Ab 1. August können die InhaberInnen von Mehrfachberechtigungsscheinen, die künftig ein ganzes Jahr gültig sind, die Einreiseerlaubnis direkt am Grenzübergang erhalten. Wer in die DDR-Bezirke Postdam und Frankfurt/Oder reist, kann künftig über Nacht bleiben.
Darüberhinaus wurde vereinbart, daß Hunde und andere Kleintiere die Grenze passieren können; allerdings nur an den beiden speziell für veterinärhygienische Dienste ausgerüsteten Grenzübergangsstellen Drewitz und Stolpe.
Auf der Pressekonferenz, an der erstmals zahlreiche Vertreter von DDR-Medien teilnahmen, erläuterte Momper weitere Gesprächsthemen. So habe er sein „Mitgefühl“ für die Opfer des Flugzeugunglücks in Schönefeld übermittelt, aber auf die „Rückschläge in China“ und die Schüsse an der Mauer hingewiesen. „Angesprochen“ worden sei auch ein möglicher Besuch der beiden SenatorInnen Schreyer und Wagner bei der umstrittenen Sondermüllverbrennungsanlage Schöneiche.
Zu den zahlreichen Einreiseverboten, von denen vor allem viele ALerInnen betroffen sind, äußerte sich die DDR erwartungsgemäß. Die AL könne selbstverständlich einreisen, gab Momper die Antwort der SED wieder, allerdings habe sie sich an die geltenden Gesetze in der DDR zu halten. Ein klares Nein gab es auch zum AL-Wunschhit, der Mitnahme von Fahrrädern. Dafür seien angeblich die Straßen der DDR nicht geeignet.
Mompers Olympia-Initiative begeisterte die SED-Führung nicht. Für die Olympischen Spiele 2004 wolle sie nicht Belin, sondern Leipzig vorschlagen. Gestern war jedoch nicht der Tag, an dem über unterschiedliche Absichten und Einschätzungen gestritten wurde.
Das Gespräch, hieß es vielmehr, sei von „wechselseitigem Verständnis und Interesse“ geprägt gewesen. Dies drückten die beiden Gesprächspartner in einer laut Momper „nicht wortgleichen, aber sinngleichen“ Presseerklärung aus. Damit aber Ostberliner nicht die Harmonie störten und sich wie damals beim Diepgen-Besuch vor der Ständigen Vertretung versammelten, berichteten die DDR-Medien gestern noch nicht über den Besuch aus West-Berlin. Der zu Hause gebliebene Koalitionspartner AL würdigte das Treffen als „Beginn einer intensiveren und fruchtbareren Zusammenarbeit jenseits der Selbstblockierung.“ Die AL bedauerte allerdings, daß sie an dem Treffen nicht teilnehmen konnte. Diepgen begrüßte Mompers Verhandlungsergebnisse.
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