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Israels Rechte ruft nach Massenausweisungen

Siedler erstochen aufgefunden / In vier Tagen sechs Palästinenser erschossen / Rechte Israelis fordern öffentlich „systematischen Transfer“ von Palästinensern nach Libanon / Israel verbietet fundamentalistische Bewegungen  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Nach einem blutigen Wochenende in den besetzten Gebieten hat die israelische Rechte den Ruf nach Massenvertreibungen erhoben. Anlaß ist der Tod eines jüdischen Siedlers in der Westbank, der am Sonntag in seinem Auto erstochen aufgefunden wurde. In den vorangegangenen drei Tagen waren fünf Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen worden, vier davon im Gaza-Streifen. Ein Sechster wurde bei einem Schußwechsel zwischen einem israelischen Offizier und einem Palästinenser getroffen und erlag später seinen Verletzungen. Die „Vereinigte Nationale Führung des Aufstands“ hatte kürzlich in einem Kommunique dazu aufgerufen, für jeden getöteten Palästinenser einen israelischen Soldaten oder Siedler umzubringen.

Das jüngste Opfer auf israelischer Seite, der 48jährige ehemalige US-Bürger und Siedler Frederic Steven Rosenfeld, wurde am Sonntag nahe der Stadt Tulkarem in der Westbank gefunden. Rosenfeld stammte aus der Siedlung Ariel, die kürzlich Plaketten mit der Aufschrift „Ausländische Arbeiter“ für Palästinenser eingeführt hatte.

Rabbi Jitzhak Levi, der Generalsekretär der Nationalreligiösen Partei, erklärte nach dem Tod Rosenfelds, die Israelis hätten die Leidensgrenze erreicht und die Unsicherheit auf den Straßen wäre nicht mehr auszuhalten. Er forderte die „professionellen Demonstranten“ der israelischen Linken auf, in den Ruf nach Rache einzustimmen, und sich an militärischen Suchtruppen zu beteiligen, „um Nester von Mördern aufzudecken, zu vertreiben und zu zerstören, und die Köpfe der giftigen Schlange zu zerschmettern“. Der Vorsitzende der extrem rechten Tehiya -Partei, Juval Neeman, kommentierte: „Was muß noch geschehen, um zu beweisen, daß gegen uns ein Krieg geführt wird. Wir müssen den Notstand ausrufen und mit dem systematischen Transfer aller (palästinensischen) Flüchtlingslager in die Region von Saida (im Libanon) beginnen.“ Seit Anfang des Aufstands 1987 wurden 523 Palästinenser und 23 Israelis getötet.

Die Regierung in Jerusalem erklärte am Sonntag drei fundamentalistische islamische Organisationen für verboten: Hamas, Jihad, die in den besetzten Gebieten, vor allem im Gaza-Streifen, aktiv sind, und die libanesische Schiiten -Organisation Hizballah. Ursprünglich hatten die Besatzungsbehörden beide Augen zugedrückt, wenn es um fundamentalistische Aktivitäten in den besetzten Gebieten ging, da sie als Konkurrenz zur PLO gesehen wurden. Doch seit sie nicht länger gegen nationalistische und linke Palästinenser vorgehen, sondern sich in den Kampf gegen die Besatzungsmacht eingereiht haben, sind die Fundamentalisten unliebsam geworden.

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