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Afghanistan: Kämpfe im ganzen Land

■ Regierung spricht vom Durchbrechen des Belagerungsrings um Dschalalabad / Mudschaheddin konzentrieren sich auf Kandahar / Iran und Pakistan einigen sich auf politische Lösung des Konflikts

Islamabad (afp) - Vier Monate nach dem Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan haben sich die Kämpfe zwischen den Soldaten der prosowjetischen Regierung in Kabul und den Rebellen der Mudschaheddin offensichtlich auf das ganze Land, von Dschalalabad bis Herat und von Kandahar bis Kabul, ausgedehnt.

Gleichzeitig sind nach dem Besuch der pakistanischen Ministerpräsidentin Benazir Bhutto in den USA auch die diplomatischen Fronten in Bewegung geraten. Pakistan und Iran kamen nach Angaben der pakistanischen Behörden am Montag überein, sich gemeinsam für eine Regelung des Afghanistan-Konfliktes einzusetzen. Darüber hinaus werden voraussichtlich in Kürze Konsultationen zwischen den USA und der Sowjetunion zum Thema Afghanistan stattfinden, teilten die Behörden mit.

Besonders heftige Kämpfe werden derzeit aus dem Norden der Hauptstadt Kabul gemeldet, wo die Rebellen die wichtige Garnisonsstadt Hussain Kot erobert haben wollen. Zudem berichteten westliche Diplomaten von erneuten Angriffen auf Kabul. Die afghanische Regierung hätte in den vergangenen Tagen verstärkt die sowjetischen Boden-Boden-Raketen vom sowjetischen Typ Scud eingesetzt sowie die Stützpunkte der Rebellen im Umkreis von Kandahar und der ostafghanischen Garnisonsstadt Dschalalabad aus der Luft angegriffen.

Am Montag hatte die Kabuler Regierung von Präsident Nadschibullah erklärt, sie habe die seit vier Monaten andauernde Belagerung Dschalalabads durch die Mudschaheddin beendet und die Verbindungsstraße zu Kabul befreit. Dies wurde jedoch sogleich von den Rebellen dementiert.

In Kandahar griffen die Mudschaheddin wiederholt den in eine regelrechte Festung verwandelten Flughafen an, was von den Regierungstruppen unverzüglich durch Luftangriffe geahndet worden sei.

Die pakistanischen Zeitungen berichteten unterdessen am Dienstag auf Seite eins über den Besuch des iranischen Außenministers Ali Akbar Welajati in Islamabad. Iran und Pakistan hätten sich geeinigt, eine „politische Regelung“ der afghanischen Krise anzustreben. Iran unterstützt die schiitische Minderheit unter den Mudschaheddin, während Pakistan die provisorische Regierung der Mudschaheddin beherbergt, die ausschließlich aus sunnitischen Moslems besteht.

Pakistan, das den Sturz von Nadschibullah verlangt, hat sich inzwischen bereiterklärt, eine „erweiterte Regierung“, die die „Mehrheit des afghanischen Volkes“ repräsentiert, in Betracht zu ziehen. Während des Besuchs von Frau Bhutto in den USA Anfang Juni einigten sich US-Präsident George Bush und die Ministerpräsidentin auf die Notwendigkeit einer Regelung des Konfliktes, ohne die Mudschaheddin militärisch und politisch „hängen zu lassen“. Die USA werden nach Angaben eines Sprechers der US-Botschaft in Pakistan die Mudschaheddin weiterhin „mit angemessenen Mitteln“ unterstützen.

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