: Groteske Vorwürfe
■ Betr. : Schriftstellerinnen verlassen das Schiff ( 12.6. 89)
Um 13.30 wurde ich von Uta Stolle angerufen, zu „den Austritten im VS“ Stellung zu nehmen. Auf meine Entgegnung, daß ich bislang von keinen Austritten wüßte,... und ich im übrigen nicht „für den VS sprechen könne, da ich nur eines der vier Vorstandsmitglieder sei“, sagte sie: also gut, der VS will keine Stellung nehmen, ihr habt bis 15 Uhr Zeit, wenn ihr dazu noch Stellung nehmen wollt. Ich habe ein anderes Verständnis von kollektiver Meinungsbildung in einer Organisation und bin nach meinen Erfahrungen mit dem Artikel der gleichen Autorin v. 25.4., auf den sich der Ausdruck „Schmierenjournalismus“ bezog, nicht bereit, mich über Sachverhalte zu äußern, die mir mit der ultimativen Aufforderung, sich bis „15 Uhr dazu zu verhalten“, präsentiert werden. Bezüglich der ausgetretenen Buck und Habermann: Ganz davon abgesehen, daß sich Ursel Habermann seit ihrem Eintritt in den VS nicht bei ihm hat sehen lassen, geschweige denn, sich für ein Amt zur Verfügung gestellt hätte oder eine andere Arbeit übernommen hätte, trifft ihre Behauptung, sie sei 1987 aus dem Literarturkontor wegen der „DKP-Übermacht“ ausgetreten (eine Behauptung, die zu beweisen ihr mehr als schwer fallen dürfte!), sie ist schlichtweg nicht mehr wiedergewählt worden, weil sie sich permanent weigerte, die Beschlüsse des Vorstandes umzusetzen und besonders gegenüber dem Senat eine andere Position vertrat, als Mitgliederversammlung und Vorstand sie beschlossen hatten, daraufhin hat sie ihre Beiträge nicht gezahlt und so endet ihre Mitgliedschaft. Zu den gut versorgten Funktionären des VS: Es ist schon grotesk, sich dies von der verbeamteten Hochschullehrerin Inge Buck und der pensionierten Lehrerin Ursel Habermann anhören zu müssen, wenn alle vier Vorstandskollegen in der hiesigen Berufsgruppe als freischaffende Autoren leben! Im übrigen überlasse ich es den Lesern der taz, zu urteilen, ob die im Verband gebliebenen VS Mitglieder wie G. Demin, D. Michelers, M. Augustin, E.Hartenstein, L. Wieskerstrauch, K. Radziwill ahnungslose und willfährige „Zuträger“ einer DKP -Politik (welcher bitte schön?)sind.
Edith Laudowicz, Bremen
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