Der Mann, der Solidarnosc widerstand

■ Henryk Stoklosa, Zloty-Milliardär und einziger „Oppositioneller“ im künftigen polnischen Senat

„Wenn einer in Polen die Bezeichnung Erfolgsmensch verdient, dann er“, gab selbst die Wahlkampfzeitung von Solidarnosc zu. „210 Angestellte, über 100 Lastwagen, eine eigene Tankstelle, ein Privatflugzeug und einen jährlichen Umsatz von drei Milliarden Zloty.“ Gemacht hat Henryk Stoklosa aus Pila seine Milliarden mit toten Schweinen, aus deren Gerippe er Knochenmark herstellt. Der Wahlkampf ist vorbei, und Stoklosa hat es geschafft, als einziger nicht von Lech Walesa unterstützter Kandidat in den neuen Senat einzuziehen. 200 Millionen Zloty (ca. 100.000 DM) hat sich der smarte Unternehmer sein Mandat kosten lassen. Um die Wähler zu überzeugen, war ihm nichts zu teuer. Von der „Wahlwurst“ bis zum fabrikneuen Traktor war bei ihm alles zu holen.

Mit dem Slogan „Weder Koalition noch Opposition“ gab sich Stoklosa das Image eines Unabhängigen. Sein Wahlspruch lautete: „Hinter mir steht nur mein Schatten.“ Vor ihm stand allerdings ein Wahlkampftrupp, der wirklich das letzte hergab. Auch die Partei, die PVAP, die ihn 1981 wegen finanzieller Ungereimtheiten ausgeschlossen hatte, ließ sich nicht lumpen. Die Aussicht, Solidarnosc auch nur ein Mandat abnehmen zu können, genügte, um die früheren Sünden Stoklosas zu vergessen und ihm die örtliche Tageszeitung zu überlassen. Der Intimus von Industrieminister Wilczek scheute auch programmatische Anleihen bei der Opposition nicht: Auflösung der Staatsmonopole und Überprüfung internationaler Abmachungen, die dem polnischen Interesse nicht entsprechen, schrieb er in seinem Programm.

Seine Wahlversammlungen hatten indes weniger politischen als Volksfestcharakter, Freibier eingeschlossen. Damit schlug er die Solidarnosc-Konkurrenz endgültig aus dem Feld. Im ersten Durchgang schaffte kein Kandidat den Durchbruch. Im zweiten zahlten sich Stoklosas „Investitionen“ aus: Er gewann gegen den „Fallschirmspringer aus Stettin“ (Stoklosa über seinen Gegner), den Chef der Bauernsolidarität, Piotr Baumgart.

Klaus Bachmann