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Herrschaftlich auf dem Schloßberg

Tübingen (taz) - „Dreistöckiges Wohnhaus, unterkellert, Dachboden, frisch renoviert, Hanglage mit herrlichem Blick auf die Tübinger Altstadt, riesiger Garten mit kleinem Wald in bester Wohngegend“ - so etwa könnte die Anzeige für ein luxuriöses Tübinger Wohnhaus aussehen, das seit über zwei Jahren leersteht.

Diesem Mißstand halfen Wohnungssuchende aus der Universitätsstadt am Dienstag kurzerhand ab - rund 200 Besetzer probten das hochherrschaftliche Wohnen auf dem Tübinger Schloßberg. Die ortsansässige Firma Capital Consulting hatte aus der Villa in bestem Zustand zwar die Fenster in den oberen Geschossen herausgeschlagen und die Strom- und Wasseranschlüsse gekappt, aber sonst ist alles in bestem Zustand.

Trotzdem existiert eine Abrißgenehmigung. Die Capital Consulting will ein kombiniertes Wohn- und Bürogebäude errichten. Die Pläne der Besetzer sahen eine Bleibe für acht Wohnungslose und ein Infocafe vor. Aber nach einem Strafantrag der Spekulanten und ersten Anzeichen einer bevorstehenden Räumung zogen die Palastbewohner gestern am frühen Morgen ab. Am Vormittag begannen dann die Abbrucharbeiten.

Joachim Zepelin

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