: „Nicht mit uns“: Hochschule bleibt dicht
■ Franke bietet eine Million / StudentInnen: Zu wenig
„Durch die Aktivitäten der Studenten ist die Sanierung der Hochschule Bremen deutlich vorangekommen.“ Lobende Worte fand Senator Horst-Werner Franke gestern in der Deputation für Wissenschaft und Kunst für den Streik der StudentInnen an der Hochschule Bremen. Die hatte eine Abordnung der StudentInnen empfangen, ihre Forderungen vortragen lassen und danach gegen die Stimme der Grünen Helga Trüpel ein „Sonderprogramm“ beschlossen.
Inhalt: Die Hochschule bekommt acht Stellen für technischen Mitarbeiter. Um zwei bis drei weitere Stellen will die Deputation sich bemühen. Des weiteren sollen für dringend notwendige zusätzliche Investitionen bis zu 1,08 Millionen Mark bereitgestellt werden. Über entsprechende Anträge der Hochschule soll bei der nächsten Deputationssitzung am 13. Juli entschieden werden.
Ob die Anträge bis dahin vorliegen, ist aber durchaus ungewiß, denn die Deputation hat ihre Rechnung anscheinend ohne die StudentInnen aufgemacht. Der Bereichs-Asta Technik beschloß jedenfalls nach der Sitzung: Die Hochschule bleibt dicht. „Wir streiken weiter bis unsere Forderungen durch sind“, so BASTA-Mitglied Detlef Lindenau. Der Grund für die Dauerstreik-Bereitschaft: Nach internen Berechnungen hatten die StudentInnen ihre ursprünglichen Forderungen - 3,6 Mio Mark für Investitionen und zwanzig Stellen - drastisch reduziert. In der Deputationssitzung verlangten sie als „absolutes Minimalprogramm“ nur noch 11
Stellen und 1,1 Mio Mark. Nach dem Eindruck der StudentInnen war die Deputation durchaus bereit diesen Forderungen zu entsprechen, bis Franke auftrat und die elft Stelle definitiv ablehnte. Die hätte der Senator im Gegensatz zu den anderen Stellen nämlich voll aus dem Landeshaushalt bezahlen müssen. Die acht bewilligten Stellen aber lassen sich überwiegend aus dem Hochschulprogramm der Bundesregierung finanzieren. Was die StudentInnen zusätzlich ärgerte: Fünf der Stellen sind für den Fachbereich Informatik, der erst im Wintersemester seinen Betrieb aufnimmt, können also die aktuelle Notlage nicht beheben.
Ob die BASTA-Parole „Weiterstreiken“ unter den StudentInnen eine Mehrheit hat, wird sich am Montag morgen bei der nächsten Vollversammlung zeigen. Daß die Bereitschaft nach wie vor hoch ist, bewiesen die StudentInnen aber heute, während ihre Kommilitonen in der Deputationssitzung saßen. Als sie erfahren hatten, daß die Hochschulverwaltung inzwischen in der Werderstraße ein Notbüro eröffnet hatte, suchten sie die Streikbrecher auf und warfen sie kurzerhand raus. Und es gibt ein weiteres Indiz für eher wachsenden Widerstand: Der BASTA läßt auch InteressentInnen, die im kommenden Jahr ein Studium aufnehmen wollen nicht in das Gebäude. Lindenau: „In der momentanen Situation können wir niemandem empfehlen, sich einzuschreiben. Am besten ist, es gibt im kommenden Semester keine Erstsemester.“
hbk
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