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Mordserie an Straßenkindern

■ In Bogota wurden binnen weniger Wochen 20 „Gamines“ erschossen

Bogota (afp) - Eine Mordserie unter Bogotas Straßenkindern erschüttert die kolumbianische Öffentlichkeit. Binnen weniger Wochen wurden die Leichen von 20 sogenannten „Gamines“ in der kolumbianischen Hauptstadt gefunden. Alle waren erschossen worden. Verantwortlich für die brutale Mordserie ist Gerüchten zufolge eine paramilitärische Organisation mit dem Namen MAG („Muerte a gamines“ - „Tod den Gamines“), deren Ziel es ist, „die Straßen der kolumbianischen Hauptstadt zu säubern“.

Die ersten Leichen von Gamines tauchten Anfang Mai auf. Nach Erkenntissen der Behörden wurden die Kinder mit Waffen verschiedenstens Kalibers erschossen. Eine katholische Organisation, die sich um die elternlosen Straßenkinder kümmert, hat inzwischen formell Anklage erhoben. In der Anklageschrift wird die Geheimorganisation MAG beschuldigt, hinter den Morden zu stehen. Einige Beobachter vermuten, daß sich eine der zahlreichen rechtsgerichteten paramilitärischen Organisationen für die Ermordung der Kinder einfach einen neuen Namen zugelegt hat. Im vergangenen Jahr hatte so etwa eine Organisation unter dem Namen „Die schwarze Hand“ in Bucaramanga, nordöstlich von Bogota, an einem Wochenende elf Obdachlose, Prostituierte und Homosexuelle kaltblütig ermordet. In der Stadt Cali übernahm eine ähnliche Gruppe Anfang des Jahres unter dem Namen „Sauberes Cali“ die Verantwortung für die Ermordung von vier Landstreichern. Nach Ansicht der Justiz setzen sich die paramilitärischen Gruppen häufig aus Angehörigen der Ordnungskräfte zusammen.

Seit Beginn der Mordserie in Bogota hat die Polizei noch keinerlei offizielle Erklärung abgegeben. Die Polizei selbst steht bei den Gamines nicht gerade im besten Ruf. Öffentlich prangerten die Kinder immer wieder die schlechte Behandlung auf den Revieren an, die bis zur Folterungen gingen. Die Polizei steht den Berichten über eine Killerorganisation skeptisch gegenüber.

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