: Wieder Brand auf Atom-U-Boot
■ Feuer auf sowjetischem Schiff vor der norwegischen Küste / Unvollständige Informationen
Oslo (afp/ap/taz) - Wieder einmal brannte ein sowjetisches Atom-U-Boot vor der norwegischen Küste. Das Feuer brach am Montag in den frühen Morgenstunden aus, nach Angaben der sowjetischen Nachrichtenagentur 'Tass‘ war das Feuer jedoch gegen Mittag unter Kontrolle. Das Schiff hat laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace sechs Atombomben an Bord und wird von zwei Druckwasserreaktoren betrieben. Die Reaktoren wurden gestern noch abgeschaltet, hieß es aus Moskau. Am Nachmittag machte sich das Schiff mit Hilfe eines Notmotors auf die Rückfahrt. Den Zwischenfall hätten „Probleme mit der Dichtung“ ausgelöst. Radioaktivität sei keine ausgetreten; die Mannschaft sei wohlauf.
An Bord des Unglücksschiffs hatte nach dem Ausbruch des Feuers offenbar Verwirrung geherrscht. Notsignale wurden abgegeben. Wie bereits beim Untergang des sowjetischen Atom -U-Boots Komsomolez im April, bei dem 42 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen und zwei Atomreaktoren in 5.000 Meter Meerestiefe versanken, wurde in Oslo ein Krisenstab gebildet. Auch dieses Mal kritisierten norwegische Stellen die schleppende und unvollständige Information der Sowjets. Mehrere Stunden nach Ausbruch des Feuers bestand die einzige sowjetische Stellungnahme darin, norwegische Hilfsangebote auszuschlagen. Auskünfte darüber, ob die Reaktoren vom Brand betroffen seien, wurden verweigert.
Rund 550 Atomreaktoren - weit mehr als auf dem Festland befinden sich auf See, auf U-Booten oder Kriegsschiffen. Sie sind mit schlechteren Sicherheitsstandards als die Landreaktoren ausgerüstet: Oberstes Gesetz ist die militärische Nützlichkeit, nicht die Reaktorsicherheit. Sowjetischen U-Booten wird ein besonders niedriger Sicherheitslevel nachgesagt. Bei einem Brand könnten die Druckwasserreaktoren außer Kontrolle geraten und das Schiff mit einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern auf den Meeresboden aufprallen, so der Greenpeace-Experte Gerd Leipold. Dafür seien die Reaktoren „nicht gebaut“. 210 Unfälle mit Atom-U-Booten registrierte eine vor kurzem veröffentlichte Studie von Greenpeace, neun Reaktoren und 50 Atomwaffen liegen bereits auf dem Meeresboden. Bei dem Trend, als Folge des INF-Abkommens immer mehr Atomwaffen vom Land abzuziehen und auf See zu stationieren, wird mit ähnlich „Zwischen„- und Unglücksfällen weiterhin zu rechnen sein.
Kir
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