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Wieder Deutsche Firma im Verdacht: Stoffe für Chemiewaffen an Iran

Bonn (dpa) - Ein bundesdeutsches Unternehmen hat nach Informationen der US-Regierung den Verkauf „bedeutender Mengen von Chemikalien“ an Iran arrangiert. Es bestehe der Verdacht, daß diese Stoffe bei der Produktion chemischer Waffen in Iran eingesetzt würden, berichtete die 'Los Angeles Times‘. In Bonn bestätigte das Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag auf Anfrage, daß das Auswärtige Amt konkretere Informationen aus Washington über ein illegales Transfergeschäft mit Chemikalien, die auch für Chemiewaffen eingesetzt werden können, erhalten habe.

Wegen des illegalen Iran-Geschäfts sei ein iranischer Diplomat auf Wunsch der Bundesregierung von der iranischen Botschaft abberufen worden, verlautete aus zuverlässiger Quelle. Er sei seit 1987 als Attache an der Botschaft tätig gewesen. Der Name „Kharim Ali Sobhani“, den die 'Los Angeles Times‘ nannte, sei richtig. Die Zeitung bezeichnete den Abgesandten und Geschäftsmann als Schlüsselfigur des Handels. Er sei bereits wegen Verstoßes gegen die US -Exportbestimmungen in Zusammenhang mit Chemikalien und Hochtechnologie in den USA angeklagt gewesen.

Das Wirtschaftsministerium erklärte, US-Außenminister James Baker habe Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher bei dessen Washington-Besuch vergangene Woche erste Hinweise auf das illegale Geschäft gegeben. Danach soll ein Düsseldorfer Unternehmen als Berater oder Vermittler tätig geworden sein, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Auch das Bundesamt für Wirtschaft in Eschborn bestätigte den Verdacht gegen eine Düsseldorfer Firma. Ob ein Verstoß gegen das Außenwirtschaftsgesetz vorliege, müßten die Oberfinanzdirektion beziehungsweise die Zollkriminalbehörden prüfen.

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