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Ein Ghetto bleibt ein Ghetto-betr.: "Die 'Rechte des Arsches' erkämpfen", taz vom 24.6.89

betr.: „Die 'Rechte des Arsches‘ erkämpfen“, taz vom 24.6.89

Schwule nennen sich „Schwestern“. Die Wortwahl bestätigt das Vorurteil, daß Homosexualität grundsätzlich mit Transsexualität verbunden ist. Die Tunte wird zum Prototyp des Schwulen stilisiert, den es doch gar nicht gibt. Wo bleibt das Sprachbewußtsein? Die „Schwester“, „Trine“ (ursprünglich Bezeichnung für dumme Frauen), „Schwuchtel“, aber auch der „warme Bruder“ oder der „175er“ gehören endgültig auf den Verbalmüll, da weder frei von negativen gesellschaftlichen Klischees (Wer verachtet sich denn gerne selber?) noch allgemeingültig.

Es gibt nämlich noch eine Minderheit (?), die zu ihrer Homosexualität weder Fummel- noch Leder-, Jeans- oder Schnäuzerfetischismus braucht und auf Szene-Rituale verzichten möchte.

Wo bleibt denn die Utopie von einem selbstbestimmten Leben in der Gesellschaft, welche althergebrachte Vorstellungen nicht nur von Sexualität, sondern auch von Freundschaft und Zärtlichkeit im allgemeineren Sinn in Frage stellt? Ein Ghetto bleibt ein Ghetto, auch wenn aus sexueller Not längst eine Tugend geworden ist.

Einziger Hoffnungsschimmer in Sachen Schwulenbewegung bleibt die neuerliche Diskussion über die Abschaffung des § 175.

Werner

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