: 92 Festnahmen nach Platzbesetzung
■ Hausbesetzungen in Nürnberg werden schnell verhindert / Grundstückbesetzer wieder frei
Nürnberg (taz) - Die Nürnberger Stadtverwaltung versucht Hand in Hand mit der Polizei, die aufkeimende Hausbesetzerbewegung im Keim zu ersticken. Nachdem etwa 130 Personen am Freitag abend ein seit Jahren leerstehendes städtisches Grundstück im Stadtgebiet zum „2. Günter-Sare-Camp“ erklärt hatten, veranlaßte das Liegenschaftsamt der rot-grün regierten Stadt Nürnberg die umgehende Räumung des Geländes. USK-Einheiten kesselten die BesetzerInnen ein, indem sie in der Nacht zum Samstag um 2.30 Uhr das Grundstück umstellten, das nach Ansicht der BesetzerInnen ein Paradebeispiel für Zweckentfremdung darstellt. Während in der Stadt nach offiziellen Angaben 10.000 Wohnungen fehlen, dient das Gelände nach dem Abriß eines Wohnhauses als Parkplatz.
Die Polizisten lehnten nach Rücksprache mit dem Liegenschaftsamt den freien Abzug der BesetzerInnen ab und versuchten mit Schlagstockeinsatz, einzelne Personen herauszugreifen. Dabei wurden mehrere BesetzerInnen verletzt. Schließlich wurden 92 (die Polizei sprach von 87) ins Präsidium abtransportiert und teilweise erkennungsdienstlich behandelt. Keinem wurde es gestattet, einen Anwalt oder den Ermittlungsausschuß anzurufen. Eine Frau wurde im Präsidium zusammengeschlagen, da sie darauf insistiert hatte, ihren Anwalt sprechen zu wollen. Um 8.30 Uhr war auch der letzte Besetzer wieder auf freiem Fuß. Die Polizei rechtfertigte die Räumungsaktion mit einer vorliegenden Anzeige wegen Hausfriedensbruchs und aus „hygienischen Gründen“ und leitete entsprechende Ermittlungsverfahren ein. Die HausbesetzerInnen, die in den letzten Wochen ein Haus und ein brachliegendes Grundstück besetzt hatten, wollen ihre Aktionen für „billigen Wohnraum“ sowie gegen „Spekulation und Luxussanierung“ fortsetzen.
bs
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen