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Tarifstreit an der Papp-Mauer

■ HBV-Chef und Einzelhandels-Vertreter stritten sich vor der Handelskammer

Zu einer ungewöhnlichen Begegnung kam es gestern in der Mittagspause vor dem Sitz der Handelskammer hinter dem Schütting: Der Ortsverwaltungsvorsitzende der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), Kröger, diskutierte öffentlich mit den Geschäftsführer des „Einzelhandelsverbandes Nordsee“, Kraus, über den geplatzten Tarifvertrag. HBV-Mitglieder hatten zuvor die Kammer-Tür symbolisch zugemauert. „Tarifbetrug wird bestraft“, stand auf den Kisten-Steinen.

„Dieser Sommer ist für alle Be

teiligten nicht sehr schön“, wandte sich der vor die Tür gebetene Einzelhandels-Vertreter an die DemonstrantInnen und verteidigte seinen Rückzug in den Tarifverhandlungen. Obwohl er bereits eine Klausel unterschrieben hatte, nach der Läden nur bei Bedrohung ihrer Existenz über 18:30 Uhr hinaus geöffnet werden dürfen, soll nun auch darüber neu verhandelt werden. Schließlich rage „Niedersachsen in das bremische Fleisch hinein“. Deshalb müsse sich der Bremer Tarifvertrag am Bundestrend orientieren, und der ginge deutlich in

Richtung langer Öffnungszeit am Donnerstag.

„In Niedersachsen ist noch gar kein Tarifvertrag abgeschlossen“, erwiderte der HBV-Vorsitzend und kündigte eine Ausweitung der Streiks an. „Wir wollen jetzt auch bei ihren Konkurrenten, den Einkaufszentren auf der grünen Wiese, urabstimmen. Das werden Sie doch begrüßen“, wandte sich Kröger an Kraus. Heute wird damit bei Werktkauf begonnen. Deren Geschäftsleitung kündigte bereits an, daß sie gegen die Gewerkschafter die Polizei holen will.

Ase

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