Zentrale Giftmüllkippe

■ Hamburger Firma will Salzstock in Meldorf zur zentralen norddeutschen Giftkippe ausbauen

Norddeutschlands Giftmüll soll jetzt unter die Erde: Die Hamburger Niederlassung der Baugesellschaft „Bilfinger + Berger“ plant in Eggstedt bei Meldorf (Kreis Dithmarschen) eine unterirdische Sondermülldeponie, die giftige Abfälle aus ganz Norddeutschland aufnehmen soll. Wie Niederlassungsleiter Bert Fischer gestern bestätigte, sollen Stäube, Aschen und getrocknete Industrieschlämme in ausgespülten Salzstöcken in 800 bis 1.300 Metern Tiefe gelagert werden. Nach Firmenstudien fallen in Norddeutschland im Jahr 130.000 Kubikmeter Giftmüll an. Gespräche mit dem Geologischen Landesamt Schleswig-Holsteins hätten

ergeben, daß eine solche Deponie „denkbar“ sei, sagte Fischer.

Das Unternehmen, das im Rahmen der Geschäftsfeldentwicklung mit einem Ingenieurbüro eine Projektstudie zur Deponie angefertigt hat, hat bereits eine Genehmigung beim Oberbergamt in Clausthal-Zellerfeld beantragt. Fischer betonte, Eggstedt sei wegen seiner „exzellenten Verkehrsanbindung“ an die Autobahn und den Nord-Ostsee-Kanal der günstigste Standort. Die Deponie sei „unendlich vergrößerbar“. Eine einzelne Kaverne - so heißt der unterirdische Hohlraum, der durch das Ausspülen des Salzes entsteht - hat ein Fassungsvermögen von 200.000

bis 250.000 Kubikmetern.

Das 700-Seelen-Dorf Eggstedt soll mit 30 bis 50 Dauerarbeitsplätzen und Gewerbesteuereinnahmen von der Deponie überzeugt werden. Bürgermeister Karsten Peters meinte zu dem Vorhaben, die Sache sei „ein ganz heißes Eisen“ und habe „vielfältige Reaktionen“ hervorgerufen. Bisher habe sich die Gemeinde jedoch noch kein Urteil darüber gebildet.

Klaus Duphorn, Professor für Geologie und Experte für Salzstöcke an der Universität Kiel, hält die geplante Methode der Giftmüll-Lagerung für „besser und sicherer als eine obertägige Deponie“, die immer eine Gefahr

für das Grundwasser darstelle. „Wenn Bohrungen und Aussolungen technisch einwandfrei erfolgen, besteht keine Gefahr“, sagte er. Die Kavernentechnik in der Bundesrepublik sei „Spitzenreiter in der Welt“.

Bei der Atommüll-Lagerung wurden mit dieser „Spitzentechnologie“ jedoch schlechte Erfahrungen gemacht. Erst im Mai vergangenen Jahres kam es bei der Ausbohrung des Salzstocks für den Schacht eins des geplanten Endlagers in Gorleben zu einem Unfall: Als sich ein Sicherungsring von der tiefgefrorenen Wand löste, stürzte ein Teil des Schachtes ein und tötete einen Bergmann.

dpa/taz