: Metallic Pillbox Romeos
■ Musik-Breminale zum vorletzten
Kommerz, Kultur und Kokolores - die drei großen Ks der Stadtfeste schweben auch über der Breminale. Weil man ja möglichst viel mitkriegen will, entsteht schnell ein Jahrmarkt der Beliebigkeiten. Nachdem der große Regen am Samstagabend die Saunastätten wieder in Zelte zurückverwandelt hatte, durften die Romeos aus Bremen und Oldenburg endlich vor größerer Kulisse zeigen, was sie drauf haben. Olaf Liepert (b), Jürgen Fastje (git) und Dietmar Harms (dr) reduzieren Rockmusik mit erfrischender Konsequenz auf ihre drei elementaren Instrumente; Fastje spielt sogar ausschließlich akustische Gitarre. Schnelle, präzis kalkulierte Dreiminutensongs aus amerikanischem Country, aufpoliertem Rockabilly und einem gehörigen Schuß englischen 60er-Jahre Beats, präsentieren sie mit derart schlaksiger Professionalität, daß man in ihnen alte Hasen vermuten möchte. Jedenfalls, wer abrocken möchte in den kommenden heißen Sommernächten bis zum Klebehemd, der merke sich die nächsten Termine der Romeos.
Metallic Traffic aus Hamburg produzierten danach in der „Schleuse“ einen lauten, gleichförmig rollenden Beat auf einem aus langen Röhren fabrizierten Schlagwerk, dazu gabs martialischen Sprechgesang und schneidende Trompetenfanfaren mit kurzen Soli, ebenfalls in ein Röhrenkonstrukt geblasen, akustisch
zumindest mit mäßiger Effizienz und langweilig trotz großer Gestik. „Boas Voodoo-Club“ schaute aus den Kulissen und auch die „Kimono Codes“ aus Krefeld. Im „Kraftwerk punkten sich derweil die Pillbox Boys durch Radio Bremens City-Beat. Sportreporter Mints Mintssen, Breminale-Cruising in Sachen Artistik und gymnastische Einlagen, meinte, es reiche völlig aus zu schreiben, „Tom Geffken am Baß sei so gut gewesen wie immer“. Voila.
Jacid House war angesagt am Schluß in der nun gut vollen Schleuse. Acid plus Jazz oder: Lea Saby meets Uli Beckerhoff feat. Michael Berger & Peter Apel. Oder Bremens Jazzer go Disco. Spannend war's, was Bremens Musiker-Creme da zum harten Schlag zweier Schlagzeuge als handgemachte Mischung aus Acid House, Hip Hop und Jazz zusammengebraut hatte, wenn auch im Zusammenspiel manchmal (noch) etwas „freier“, als die Zuhörenden sich das gewünscht hätten.
Jedenfalls: Alle hatten sichtlich Spaß, und die der House -music eigene Zitierwut machte selbst vor dem ehrwürdigen „Raumschiff Enterprise“ nicht halt. Daß das Projekt Bestand hat, ist zu erwarten, doch zwei, drei weitere Aufführungen wären den ZuhörerInnen noch zu gönnen. Und sei's zwecks ausführlicherer Würdigung.
Rainer Köste
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