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Schelte für Elefantenpress

■ Im Konflikt um das Haus Oranienstr. 25 soll das Bezirksamt vermitteln / Erneuerungskommission befaßte sich mit dem Thema

„Ihr könnt euer Spekulationsrisiko nicht einfach an die Mieter weitergeben.“ „Als politisches Projekt dürft ihr euch nicht hinter Formalien verstecken und aus eurer Verantwortung stehlen.“ Einhellige Schelte mußten sich am Dienstag nachmittag drei Vertreter der „Elefantenpress“ auf der Sitzung der Kreuzberger Erneuerungskommission anhören. Als Punkt1 der Tagesordnung stand der schwelende Konflikt zwischen Mietern und Eigentümern des Hauses Oranienstraße 25 zur Diskussion. Wie berichtet sind fünf Miteigentümer der Elefantenpress gleichzeitig Miteigentümer des Hauses, in dem Galerie und Verlag der „Elefanten“ residieren. Mieter hatten über ständige Querelen mit den neuen Eigentümern, darunter auch den „Elefanten“ berichtet. Das Ausbildungsprojekt AG -Bethanien soll darüber hinaus Ende August seine Etage räumen, wenn es nicht 150 Prozent mehr Miete zahlen wolle. Sie hätten das Haus zwar gemeinsam mit dem Haupteigentümer „Schorsch“ Herrmann gekauft, ihre Einflußmöglichkeiten beschränkten sich aber nur auf die von ihnen selbst genutzten beiden Etagen. Das sei vertraglich vereinbart. Im Grunde seien sie selber nur Mieter und hätten mit der Mieterhöhung und der drohenden Räumung der AG-Bethanien folglich nichts zu tun , beteuerten die Vertreter von Elefantenpress und ernteten dafür bei den rund 50 Diskutanten in der Erneuerungskommission verärgertes Kopfschütteln. „Warum verhaltet ihr euch wie Vermieter, wenn ihr keine seid“, warf eine Zuhörerin ein. Entgegen den Beteuerungen, sei Elefantenpress-Prokurist Weihönig, einer der Miteigentümer, sehr wohl mehrfach ihnen gegenüber als Hausbesitzer aufgetreten, berichteten mehrere Mieter. Und wenn ihre Verfügungsgewalt tatsächlich nur ihre beiden Etagen beträfe, warum sie denn dann vor der Erneuerungskommission so detaillierte Auskünfte über bauliche Veränderungen in den übrigen Etagen und über Mietrückstände anderer Mieter geben könnten? „Wir sind ja mit dem Ausbildungsprojekt Bethanien solidarisch, aber ihr überschätzt unsere Einflußmöglichkeiten auf Haupteigentümer Herrmann“, warben die „Elefanten“ um Verständnis. Ein Diskussionsteilnehmer: „Fakt ist nun einmal, hier wurde ein Haus gekauft, und zwar auch von euch.“

Der ganze „Schlamassel“ habe schon angefangen, als das Haus im letzten Jahr für 2,5 Millionen gekauft wurde, meinte ein Vertreter von Stattbau. Bei einer solchen Kaufsumme (Stattbau selbst hatte zuvor den Kaufpreis mit 1,2 Mio. errechnet) sei man faktisch gezwungen, von den alten Mietern mindestens 10 DM/qm zu fordern oder zu kündigen. Das hätten die „Elefanten“ und ihr Kompagnon Herrmann sich aber auch vorher ausrechnen können. Jetzt soll das Bezirksamt Kreuzberg in dem Konflikt vermitteln, forderte die Erneuerungskommission einstimmig in einer Empfehlung. Baustadträtin Eichstädt soll den Haupteigentümer Herrmann, der letzte Woche sämtliche Gespräche mit der AG-Bethanien abgesagt hatte, zurück an den Verhandlungstisch holen. Und die Miteigentümer rund um die „Elefanten“ sollen ihren Einfluß nutzen, um eine Verdrängung der alten Mieter in der Oranienstraße zu verhindern.

Ve.

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