: Lauter gute Tips für die großen Sieben
■ Vor dem Wirtschaftsgipfel in Paris fordert die „Schmidt-Komission“ eine Verdoppelung der Entwicklungshilfe, Umweltgruppen eine „revolutionäre Strategie für umweltbewußtes Verhalten“
Berlin (taz) - Wenn auch bislang selten genug Konkretes bei den jährlichen Weltwirtschaftsgipfeln herauskam, so melden sich doch regelmäßig kurz vor den Spektakeln Lobbyvereinigungen und Parteien mit jeder Menge wohlklingender Forderungen. So auch jetzt vor dem Treffen in Paris am Wochende.
Knapp sieben Jahre nach seinem Amtsabtritt nutzt Exkanzler Helmut Schmidt die Gunst der Vorgipfelstunde, seine neue „Schmidt-Kommission“ der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) in der Öffentlichkeit einzuführen. Die Konferenz der Staats- und Regierungschefs aus den sieben mächtigsten westlichen Industrieländern (BRD, Großbritannien, Frankreich, Italien, USA, Kanada und Japan) möge beschließen, die Entwicklungshilfe zu verdoppeln und Maßnahmen einzuleiten, die den Kapitalfluß von den Entwicklungs- in die Industrieländer umkehren.
Rund 500 Vertreter nichtstaatlicher Umweltgruppen werden dem Gipfel ein Kommunique vorlegen, mit dem er zu „revolutionärer Strategie für umweltbewußtes Verhalten“ veranlaßt werden soll. Mitgliedsgruppen sind unter anderem Greenpeace, Worldwide Fund for Nature (WWF) und das Europäische Umweltbüro. Die SPD verlangt ihrerseits von Gipfelteilnehmer Helmut Kohl, was ohnehin seinen geheimsten Wünschen entspricht: Eine Vorreiterrolle beim Kampf gegen Umweltzerstörung zu übernehmen. Die Bundestagsabgeordnete Matthäus-Maier fordert Schuldenerlasse für Länder, die sich zu Umweltmaßnahmen bereiterklären. Die Arbeitgeberverbände der sieben Teilnehmerstaaten („G-7“) ängstigen sich dagegen vor „einer Verschärfung der Umweltauflagen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinträchtigen“ könnten. Die Grünen wollen einen Marshallplan für den Ostblock und Schuldenerlaß für die Dritte Welt.
Einzig der FDP-Vorsitzende Graf Lambsdorff ist realistisch: Der Pariser Gipfel drohe, sich „wie kaum ein anderer zuvor zu einer Prunk- und Jubelveranstaltung zu entwickeln“. Zur Lösung der Strukturprobleme seien im vergangenen Jahr „so gut wie keine Fortschritte erzielt worden“.
Ulk
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