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„Liebe zur Polizei ist nicht drin“

■ „Dialog statt Gewalt“ - Gesprächsversuche zwischen jungen Polizisten und Kreuzberger BürgerInnen

„Ich bin etwas enttäuscht, daß hier nicht über Gefühle und Erfahrungen geredet wird“, meldete sich schließlich ein junger Polizeibeamter zu Wort. „Ich dachte, daß würde ein echter Dialog.“ Statt dessen seien bislang nur parteipolitische Statements ausgetauscht worden.

Funktionäre dominierten in der Tat die unter dem Motto „1.Mai und die Folgen - Dialog statt Gewalt“ angekündigte Diskussionsveranstaltung zwischen jungen Polizisten und Kreuzberger BürgerInnen im BVV-Saal des Kreuzberger Rathauses: rechts lautstark die REPs, links die AL -Vertreter, oben auf der Balustrade die SPD, dazwischen Vertreter der Polizeigewerkschaften. So schwitzten die jungen Polizisten größtenteils in Uniform und mit Dienstwaffe auf der Hüfte schweigend im Scheinwerferlicht der verschiedenen Fernsehteams, die sich beim Aufzeichnen der medienwirksamen Veranstaltung gegenseitig auf die Füße traten. Innensenator Pätzold, gerade von einem „Kiezspaziergang“ mit der obersten Polizeiführung durch Kreuzberger Hinterhöfe zurückgekehrt, sonnte sich dagegen im Rampenlicht. Zum wiederholten Male stellte er das Deeskalationskonzept des neuen Senats vor: „Entschlossen gegenüber Gewalttätern, besonnen, sensibel und differenziert gegenüber allen friedlichen Bürgern“.

Sensibilität und „Liebe zur Polizei“ forderte Pätzold dann auf der anderen Seite auch von den KreuzbergerInnen. Eine Forderung, die beim Publikum auf wenig Gegenliebe stieß: „Ich liebe meine Frau, aber Polizei lieben ist nicht, erst recht nicht in Kreuzberg“, erklärte Michael Fröhlich vom Kreuzberger Verein SO36. Soviel habe sich bei der Polizei nicht geändert.

„Man kann doch nicht so tun, als herrsche jetzt Friede, Freude, Eierkuchen“, beklagte sich auch eine Frau „mit zwanzig Jahren Polizeierfahrung“, die von zahlreichen ungerechtfertigten Polizeiübergriffen berichtete. „Es hat sich etwas bewegt,“ behauptete dagegen nicht nur Klaus Effertz von der Jungen Gruppe der Gewerkschaft der Polizei (GdP), die die Veranstaltung organisiert hatte. Gemeint war damit jedoch vor allem das Verhalten der DemonstrantInnen. Daß sie sich letzten Samstag im Verlauf der Demonstration gegen den REP-Parteitag zwischen „Gewalttäter“ und die Polizei gestellt hätten, sei ein „großes Signal“, eine „ausgestreckte Hand in Richtung Polizei“.

Mehr um den Polizeialltag ging es im letzten Teil der über zweieinhalbstündigen Diskussion. „Wo begegnen wir der Polizei überhaupt noch“, wurde gefragt, mehr Fußstreifen, Entwaffnung und Kennzeichnung der Polizeibeamten gefordert. Eine andere „kreuznormale Bürgerin“ forderte auch von Polizeibeamten ein freundliches Gesicht, „wie man es von jeder Verkäuferin verlangen kann“. „Weil wir mit unsinnigen Diensten vollbeladen sind, empfinden wir den Bürger als lästig“, versuchte ein Beamter den „vielfältigen innerdienstlichen Frust“ zu verdeutlichen. Einig war man sich trotz des nur ansatzweise geführten Dialogs, von den Einwürfen der CDU- und REP-Vertreter mal abgesehen, in einem Punkt: für die Probleme des Bezirks könne es keine „militärische Lösung“ geben. Wenn nicht aus politischer Einsicht, dann aus logistischen Gründen, wie ein Kreuzberger SPD-Vertreter erklärte: „Die Straßen sind zu eng für Polizeieinsätze, und die Kreuzberger kennen sich aus, klettern über Mauern und Hinterhöfe - und weg sind sie.“

-guth

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