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Goldener Spatz

Mitte Juli kamen in Göttingen rund 100 Spiele-Autoren aus der Bundesrepublik und den Nachbarländern mit 400 Neuheiten zum 8.Internationalen Spiele-Autoren-Treffen zusammen.

Einer von ihnen, der Erfinder von Spielen für vier bis sechs Weltverbesserer ab acht Jahren, Johannes Tranelis aus Bacharach bei Koblenz, formulierte, was heute unter einem guten Spiel verstanden wird: „Der Witz liegt im Streiten und Argumentieren, während das Schielen auf den Sieg zu einem taktischen und damit dem Spielprinzip zuwiderlaufenden Verhalten führt.“

Zufalls- und Glücks-, nicht hirnzermarternde Konzentrationsspiele sind die, die bleiben, sagte Verleger Thomas Kniffler aus Ravensburg. Zwischen mehreren 100 bis zu 100.000 Mark kann eine Idee wert sein.

Vor den Spieleverlegern, Spielekritikern und Fachleuten des Deutschen Spielearchivs Marburg lobte der Veranstalter Reinhold Wittig von der Göttinger Edition Perlhuhn die Qualität der vorgestellten Prototypen als „professionell“. Kriegsspiele seien kaum mehr aufgetaucht. Wo auf den ersten Treffen noch Laubsägearbeiten, Filzschreiber, Plastikknete und Buntpapier vorherrschten, haben feinstes künstlerisch -ästhetisches Empfinden, qualitätsvolle Drucktechnik, durchmodelliertes Spielmaterial, aber vor allem noch mehr Humor, Spaß und Phantasie Einzug gehalten.

Rund 700 Millionen Mark hat die Branche im letzten Jahr umgesetzt, doch der Markt ist „noch völlig offen“, sagt Friedhelm März, der Veranstalter von „Spiel 1989“ im Oktober in Essen. Nur in 17 Prozent der Haushalte seien Spiele vorhanden.

Einer der Erfolgreichsten unter den Erfindern, der frühere Direktor des Otto-Maier-Verlages Ravensburg, Erwin Glonnegger, hat in den vergangenen 40 Jahren zwölf Spiele erfunden, unzählige ediert und sieben Spielebücher geschrieben. Für diese Gesamtleistung wurde er mit dem Göttinger Spatz '89 ausgezeichnet. Das kleine, vergoldete, aufziehbare Blechvögelchen ist inzwischen unter den Spiele-Autoren zu einem begehrtem Preis geworden.

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