: Ramstein: Vom Tribunal zum Hearing
Ramstein/Frankfurt (taz) - Die Absicht der „Aktionsgemeinschaft Flughafenkatastrophe Ramstein“, am 13. August mit einem Hearing zur Air-base-Katastrophe, einem Mahngottesdienst und einer Demonstration der Opfer vom 28. August 1988 zu gedenken und die für das Flugspektakel verantwortlichen Militärs und Politiker anzuklagen, hat auf dem „Flugzeugträger Pfalz“ zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen den Parteien geführt.
Dabei nutzte es wenig, daß auf die Bezeichnung „Tribunal“ verzichtet wurde. Der neue Name „Hearing“ wurde von der Jungen Union des Landkreises Kaiserslautern als „Neuetikettierung“ eines „alten Weines“ bezeichnet. Nach wie vor seien die geplanten Veranstaltungen als „zynisches Politspektakel mit faschistoiden Zügen“ zu werten, bei dem Menschen an den Pranger gestellt würden. Ohnehin hätten Grüne und Kommunisten bei der Initiative „das Sagen“. Auch die rheinland-pfälzischen Sozialdemokraten wollen mit der Initiative offenbar nichts zu tun haben: Die SPD plant für den 23. August eine eigene Veranstaltung zum Thema.
Die Mitglieder der Vorbereitungsgruppe für den Aktionstag wählten am Dienstag - trotz diverser Warnungen vor allem aus den Reihen der letzten, noch beteiligten Sozialdemokraten den DKP-Funktionär Gerhard A. Moses zum Versammlungsleiter für die geplanten Veranstaltungen. Das sei zwar „Wasser auf die Mühlen der Konservativen“, meinte Jürgen Berthold von den Grünen, doch wolle man sich von den ohnehin eingefleischten „Hearing„-Gegnern keine Vorschriften mehr machen lassen: „Moses ist ein fähiger Organisator.“
Wie Berthold weiter mitteilte, hätten sich Mitglieder des Ramstein-Untersuchungsausschusses in Bonn bereits einverstanden erklärt, auf dem „Hearing“ als Sachverständige aufzutreten. Auch von Überlebenden der Katastrophe von Ramstein gebe es inzwischen feste Zusagen auf Teilnahme. Schwierigkeiten bereite allerdings noch die Suche nach prominenten Jury-Mitgliedern.
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